Von den Mbororo zum Kaffee-Tycoon: Wanderung am Petpenoun-See
Alle Wanderungen folgen der gleichen Chronologie. Man steigt auf einen Berg, ruft einmal laut „Ohh! Ahh!“, steigt hinab und hat danach eine Entschuldigung beim Abendessen auch den zweiten Tiramisu zu verschlingen. Soweit nichts Neues. In diesem Blogeintrag schreibe ich über meine Wanderung in Westkamerun und versuche euch neben dem Altbekannten auch etwas Abwechslung zu bieten: Die Nachbarschaft eines Mbororo-Dorfes mit einer groß-industriellen Kaffeeplantage.


Wir starten unsere Reise am Petpenoun-See. Westkamerun, wie ihr bereits wisst, liegt auf einem Plateau und wird von einer wohltemperierten Hügellandschaft umgeben. Nicht wenige dieser Hügel sind vulkanischen Ursprungs und so haben sich über die Zeit auch einige Krater und Seen gebildet. Immer wieder wechseln unsere Fußsohlen ihre Farben, von einem schlammigen Rot in ein aschegleiches Schwarz. Mal abgesehen davon, dass wir es hier mit den Vereinsfarben meines Fußballteams zu tun haben, freut sich auch die Natur über diese fruchtbare Mischung, die sie zur Kornkammer eines ganzen Landes macht.


Um uns einen ersten Überblick zu verschaffen, steigen wir querfeldein auf den Hügel am Petpenoun See. Wir sehen auf der einen Seite unsere luxuriös große Hotelanlage inklusive gemähtem Golfplatz und auf der anderen Seite eine Savannenlandschaft mit lockerem, aber regelmäßigem Baumbestand. „Ohh! Ahh!“.


Auf dem Abstieg kreuzt sich unser Weg mit dem eines Viehhirten und seiner Herde. Bestimmt 100 Rinder führt der Mann, ein Mbororo, hier spazieren. Die Mbororo sind eine ursprünglich nomadische Ethnie, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kamerun ansiedelte und seitdem ein Randleben in der kamerunischen Gesellschaft führt. Bis heute haben viele Mbororo keine kamerunische Staatsbürgerschaft und damit einen erschwerten Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen. Dazu kommen Konflikte zum Beispiel mit angrenzenden Großgrundbesitzern.


Wir folgen dem mit Viehhaufen vorgezeichneten Weg bis in das Mbororo-Dorf. Umgeben von Maisfeldern, die hier laut unserem Guide alle zwei Monate eine Ernte abwerfen, liegt das kleine Dorf an einem seichten Hügel, im Zentrum der Sammelplatz unter einem schattenspendenden Palaverbaum. Zielsicher werden wir in das Haus einer Familie geleitet.


Es ist dunkel und kühl in dem Wohnzimmer, welches wir durch ein buntes Eingangstuch erreichen. Mein Blick fällt sofort auf die riesigen arabischen Wandkalender, die den gelben und violetten Wänden als Tapete dienen. Zu unserer Rechten deuten badewannengroße Kochtöpfe auf die Anzahl der Familienmitglieder hin. Gegenüber liegen zwei jugendliche Mädchen auf einer Matratze, summen gelegentlich zu den blechernen Melodien eines Mobiltelefons und lassen ihre langsamen Blicke über die holzgetäfelte Decke streifen. Ihre Großmutter, eine kleine Frau mit großem Lächeln, begrüßt uns und bittet uns Platz zu nehmen.


Da wir nicht die gleiche Sprache sprechen, kommunizieren wir über Bilder. Ich zeige ihr ein Foto meiner Großmutter und schon ist das Eis gebrochen. Ein wenig erzählt uns die Familie von ihrer direkten Nachbarschaft zu der industriellen Kaffeeplantage. Der französische Besitzer, so lautet der Tenor, kümmere sich viel um die Anwohner, hat eine Schule, ein kleines Krankenhaus und Wohnhäuser errichten lassen.


Nach vielen weiteren Sympathiebekundungen führen wir unseren Weg fort. Von einer dunklen Hügelwand eingerahmt laufen wir vorbei an kleinen Seen, florierenden Farmen und vereinzelten Holzhäusern. Unter der strammen Marschroute unseres gepäcklosen Guides betreten wir den Grundbesitz des Kaffee-Tycoons.


Als wir oben auf seiner Privatresidenz angekommen sind, erwartet uns ein stattliches, aber keineswegs extravagantes Landhaus. Der Ausblick ist umso imposanter: Wie an Fäden gezogen erstrecken sich die Kaffeebäume über hunderte Hektar. Etwas dahinter liegt seine private Landebahn, die er regelmäßig mit seinem Privatjet ansteuert.


Wie wahrscheinlich jeder Gast werden wir vom Haushälter auf die Terrasse gebeten und zu einem Kaffee eingeladen. Die goldene Kanne macht dabei nicht ganz die wässerige Zubereitung vergessen, nach vier Tassen ist aber immerhin der Hunger verflogen und im beunruhigend schnellen Staccato staksen wir die letzten Kilometer zurück zu unserer Unterkunft am Petpenoun-See.


Die Wanderung hat uns von einer hergerichteten Luxuswelt in ein natürliches, bescheidenes Dorf geführt und uns dann wieder auf das Grundgut eines Unternehmers geführt. Ich war dabei mit vielen Widersprüchen konfrontiert. Zum Beispiel der Hotelbesitzer, der die Abholzung als großes Problem betrachtet und selbst mehrere Hektar für seinen Golfplatz roden ließ. Oder der vermeintlich böse Kaffeetycoon, über den nur Gutes erzählt wird. Und dann noch man selbst…
Vielleicht sind Widersprüche in Wahrheit einfach nur der Beweis dafür, dass man die Welt nicht verstanden hat.
Liebe Grüße aus Kamerun und nicht vergessen meinen Blog zu abonnieren! Ich freu mich auch über jeden einzelnen Kommentar!
2 Antworten zu „Von den Mbororo zum Kaffee-Tycoon: Wanderung am Petpenoun-See“
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[…] Petpenoun-See befindet sich das Luxus-Resort Domaine de la Petpenoun. Von hier aus kannst du in friedlicher Stille […]
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[…] Hier geht es zu meinen Blogeinträgen über die Wanderung zum Mt. Mbapit, den Aufenthalt an der NoNeNa Range, den Besuch in Foumban und die Wanderung am Petpenoun-See. […]


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