Kamerun

Ausnahmezustand: Klimakatastrophe in Yaoundé

Lasst uns übers Wetter reden: In Yaoundé herrscht momentan der Ausnahmezustand. Am Arbeitsplatz, beim Mittagstisch und auf WhatsApp gibt es nur noch ein Thema, die plötzliche Kälte. Seit wenigen Tagen liegt über der Stadt ein Tiefdruckgebiet, welches so eisig ist, dass es sich selbst festgefroren hat. Und wer weiß für wie lange? Die Folge: Meine Kollegen werden reihenweise krank und die letzten Überlebenden halten sich verzweifelt mit teppichgroßen Schals über dem Gefrierpunkt. Jeden Morgen höre ich wie ihre Wehklagen über verstopfte Nasen schlimmer werden. Assia!

Dabei mahnten Klimaforscher schon seit Jahren, dass Ereignisse wie diese nun häufiger vorkommen werden. Jedoch, wer hört schon noch auf Wissenschaftler? Uns bleibt also nichts anderes übrig, als uns der Situation zu stellen wie sie ist. Grillpartys, Sport im Freien und gute Laune – das alles gehört der Vergangenheit an. Die neue Devise lautet: Kaminfeuer, Schafspelz und Tatort glotzen. Bedauerlicherweise mangelt es an all diesen Dingen im klassischen kamerunischen Haushalt. Die Stadt ist also spürbar schlecht auf diese Frostperiode eingestellt; die Überlebenchancen werden wieder anhand von Darwin’s Gleichungen berechnet.

Was kann also in Anbetracht dieser unglücklichen Umstände unmittelbar getan werden? Die Regierung lieferte erste Hilfspakete an besonders benachteilige Gruppen wie etwa Menschen mit einem Wohnraum von über hundert Quadratmetern, da deren Wohnungen schneller auskühlen. Doch das wird nicht reichen, weltweite Solidarität ist zwingend notwendig. Zum Beispiel der internationale Not-Klimarat. Er sollte schon heute tagen, verflixterweise sind aber die Teilnehmer, die allesamt klimakonform mit Piroge anreisen, vor der Küste Doualas an einer Eisscholle zerborsten.

Sind wir ehrlich, das Geschwafel hätte am Ende wenig gebracht. Denn was zählt, was die Menschen vor Ort wirklich interessiert ist der morgige Thermometerstand. Der Blick auf die Prognose verheißt dabei leider nichts Gutes. Schon für morgen erwartet die Wetterstation einen neuen Tiefstwert: 22°C im Schatten. Assia!


Und wie ist das Wetter so in Deutschland? Lasst es mich in den Kommentaren wissen. Nächste Woche gibt es dann frischen Reisecontent aus Westkamerun.

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

8 Comments

  • citoyennemondiale

    Mir wurde es im Juli/August auch oft zu kühl in Yaoundé, geschweige denn Limbe, Buea. Es stimmt schon, dass die Wohnungen nicht darauf ausgerichtet sind und die wenigsten warmes Wasser zum Duschen haben. Daher wäre meine liebste Reisezeit Oktober bis Mai. Nur blöd, dass man mit einem Schulkind nur im deutschen Sommer 6 Wochen am Stück hat …

    • Andre

      Das stimmt, da fallen die Sommerferien genau in die Regenzeit! Ich war letztens im Westen unterwegs und fand, dass der Regen (da zeitlich begrenzt) nicht wirklich die Reise erschwert hat. Aber ja, Limbé, Buea, Douala sind in der Zeit schwierig…

  • Beate Böttner

    In Deutschland ist es wohl derzeit unglaublich heiß- vergessen die vielen Tage im Sommer mit 19 Grad.
    Hier in der Côte d’Ivoire (Grand Bassam) ist es wie ich es in verschiedenen Monaten erlebt habe- zwischen 27-31 am Tag, nachts so 24-25. allerdings laufen die Afrikaner hier auch bei 25 Grad warm angezogen rum und selbst ich habe eine dünne Jacke angezogen, als es bei 27 Grad, ziemlichem Wind und bedecktem Himmel komisch frisch war.
    Verschnupft sind hier auch gerade viele Menschen.

    • Andre

      Haha, an den Pulli bei 25 Grad musste ich mich auch gewöhnen. Mittlerweile fang ich aber auch schon an.
      Ganz liebe Grüße nach Côte d’Ivoire!

  • kklike

    Eigentlich hatte ich das gestern schon geschrieben…
    Wunderbar ironisch: die einen schwitzen, die anderen frieren.
    Vielleicht sollten wir einfach die Bevölkerungen tauschen 😂

  • Marita Müller

    Dann hilf Ihnen einen Kamin mit Schornstein zu mauern. Bevor Men
    schen erfrieren,müssen sie sich
    einmal am Tag mit einer warmen Mahlzeit stärken.Der Globus quietscht
    u eiert…Mutter Erde ist ganz aus dem Gleichgewicht.

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