Meine Rückkehr nach Yaoundé
Nach langer Abwesenheit bin ich zurück in Kamerun. Und dieses Mal länger als jemals zuvor. Bis mindestens Ende 2024 werde ich an den Ort, an dem ich mein Studium beendet habe, zurückkehren. Dieses Mal jedoch nicht als trunkenboldiger, feierlüsternder Student – einem Klischee, welchem ich bekanntermaßen stets mit buchhalterischer Fürsorge nachgekommen bin – sondern als erwachsener Mensch in einem erwachsenem Leben. Normalerweise würde ich jetzt auf die Abonnier-Box hinweisen. Heute jedoch erscheint mir die De-Abo Box als deutlich passender…
An all die wenigen, treuen Musketiere, die meinem Blog immer noch – sei es aus Mitleid oder Schadenfreude – folgen: Euch werde ich das Lesevergnügen in diesem Blogeintrag auch noch vergraulen!


Wo fang ich also an? Mit der Anreise. Die mittelmäßige Nachricht am Abend des 12. Juli war, dass ich an diesem Tag punktgenau 27 Jahre und einen Monat alt war. Die gute, dass ich in diesem Alter immerhin eine Lektion aus meinem Leben gelernt habe: Um zu verhindern, dass sich meine Koffer wie im letzten Jahr irgendwo zwischen Istanbul und Yaoundé von selbst öffnen und dabei zufällig die teuersten Wertgegenstände auf die einsame Rollbahn purzeln, habe ich für dieses Mal meinen Fuhrpark mit verriegelbaren Gepäckstücken aufgewertet. Und tatsächlich: Alle Koffer kamen in Yaoundé an.

Bleibt nur noch die schlechte Nachricht: Ich habe euch aus Imagegründen Gründen ein entscheidendes Detail verheimlicht. 30 Minuten nämlich, bevor meine S-Bahn Richtung Berliner Flughafen fuhr, riss einem der nigelnagelneuen und bereits voll bepackten Koffer der Reißverschluss, sodass ich wie ein tollwütiges Wildschwein durch die zahllosen Senf- und Gurkengläser wühlte und diese schnell in einen panisch herbeigesuchten roten Ersatzkoffer schaufelte. All das, damit am Ende ein paar Kameruner Freunde eine Spreewälder-Gewürzgurke in eine Dose Bautzner Senf tunken und dabei Dankbarkeit ob dieses Mitbringsels simulieren könnten. Am Rollband schließlich bemerkte ich dann die Ankunft meines ursprünglich roten Ersatzkoffers daran, dass alle Wartenden plötzlich zwei Schritte zurücktraten, um nicht in den Dunstkries des nun cremig-gelb verzierten Gepäckstücks zu geraten.
Mbembe Kiri
Ich war wieder in Yaoundé. Die erste Zeit verbachte ich nahezu vollends in der von der Oberschicht und Expats erschaffenen Wohlfühlblase. Mit Yango, dem russischen Uber, zur morgendlichen Tenniseinheit, weiter Feta kaufen in einem der französischen Supermarktketten und dann zu Orca für Möbel. Orca ist ein schlecht besuchtes libanesisches IKEA in dem ausschließlich überteuerte Importware verkauft wird. Die gänzlich unbesuchte Luxusetage 2 mit riesigen Konferenztischen, Quietschledersofas und Monsterplüschtieren könnte dabei in der engeren Auswahl für den Drehort von „Nachts im Museum 4“ stehen.




Nachdem ich mich gerade noch davon abhalten konnte, eines der Plüschtiere zu kaufen, kehrte ich nach Hause zurück und baute mein Bett zu einem Moskito-Resistenten Raumschiff aus. Wie man sieht, habe ich mich sichtbar in den kamerunischen Alltag integriert.


Nach einem Jahr Aufenthalt war es also Zeit sich einzugestehen: Um langfristig glücklich in Kamerun zu leben, kann ich nicht den gleichen Lebensstandard wie der Großteil der Bevölkerung fahren. Das würde nämlich bedeuten nach einem harten Arbeitstag in eines der überfüllten Sammeltaxis zu steigen, um über Staus und Umwege in der ungefähren Nähe meines Hauses abgesetzt zu werden. Wo dann wieder der Strom und das Wasser abgeschaltet worden sind. Wer das nicht möchte und sich daher eine bequemere Alternative leistet, kann nicht behaupten, kein Teil der Oberschicht zu sein.
Was kann ich also tun, um mich dennoch nicht komplett abzuschotten? Sobald alle Einrichtungen abgeschlossen sind, versuche ich meine freien Tage zu nutzen und soweit es geht in das Land einzutauchen. Zum Beispiel war ich letzte Woche auf einer Geburtstagsfeier zu Hause bei Freunden, auf dem ich selbstgemachten Foléré, das ist Hibiskussaft, Koussam, ein Trinkjoghurt sowie eine lokale Baileys-Variante mit Baobab-Saft kosten durfte. Zu essen gab es einen Bohnensalat, pochierte und gewürzte Eier, Maniok-Stäbe, Brot sowie gegrilltes Geflügel und Geflossel.
Eine kleine Tanzeinheit
Am darauffolgenden Sonntag habe ich dann ungläubig dem Kirchenchor beim Erklimmen der Tonleitern auf der Messe gelauscht, um kurz darauf mit spontaner Unterstützung meiner Freunde auf dem Markt einen Wocheneinkauf zu tätigen. Bei aller Freude über den Austausch mit den Verkäuferinnen, bleibt das Bewusstsein, dass so ein Einkauf, mit all dem hin-und-her-Gerenne in der Sonne, viel Energie kostet.
Ganz anders übrigens, als endlich mal wieder einen Blogeintrag ohne jegliche Idee und Konzept zu schreiben. In den nächsten Wochen möchte ich mich immer, wenn es was Interessantes zu berichten gibt melden. Dazu habe ich geplant in unregelmäßigen Abständen ein neues Format „Kamerun in Kurz“ zu starten, in dem jeweils ein gesellschaftliches Themen aufgreife und in weniger als 300 Wörtern beschreibe. Schaut also wieder regelmäßig hier vorbei. Bis bald.


2 Comments
wolkenbeobachterin
hey, gutes ankommen dort. und nachträglich die besten wünsche zum geburtstag. bin sehr gespannt auf weitere geschichten von dir und natürlich auch auf fotos. liebe grüße aus berlin, m.
Andre
Vielen Dank, das freut mich sehr! Liebe Grüße zurück aus Yaoundé 🇨🇲