Mexiko

Hauptstadtbesuch Teil 1

Ich öffne meine schläfrigen Augen etwas, denn das Flugzeug setzt zur Landung an. Eine gigantische Stadt ist im kleinen Fenster erschienen, bedeckt von bräunlich-grauen Wolken. Der Smog ist so stark, dass es unmöglich ist, die Grenzen der Millionenmetropole unter uns zu erkennen. Sanft setzt das Flugzeug auf und beim Verlassen der Maschine spüren wir etwas, von dem wir in den letzten drei Monaten schon fast vergessen hätten, dass es das gibt: kühle Luft, nicht erzeugt von einer Klimaanlage.

Am Ausgang des Flughafens erwartet und bereits der Vater meiner Stiefmutter, also mein Stiefgroßvater und wir beginnen unseren Kampf durch den Verkehr von Mexikos Hauptstadt. Ungefähr anderthalb Stunden brauchen wir, bis wir unser Ziel endlich erreichen. Zwischendurch hat man sogar das Gefühl gehabt, den Rest des Tages im Stau verbringen zu dürfen. Immerhin haben wir Zeit, uns darüber zu freuen, wie gut bis dahin alles geklappt hatte.

Los ging es für Tilly, eine Mitfreiwillige ebenfalls aus Berlin, und mich um 5 Uhr morgens, als uns eine freundliche Uber-Fahrerin in Mérida zum Flughafen fuhr. Alles verlief reibungslos. Sowohl die Schlange vor der Sicherheit als auch die beim Boarding lösten sich sobald wir nähertraten wie auf magische Weise auf. Der Flug erreiche sein Ziel sogar schneller als veranschlagt und auch auf unser Gepäck mussten wir zumindest keine Ewigkeit warten. Dafür standen wir nun im Stau. Dafür lief der Verkehr auf der Gegenseite flüssig. Man will eben doch meistens in die falsche Richtung.

Grund für unseren Besuch war, dass Tilly mir eines schönen Abends im September die Ankündigung eines Festivals in Mexiko-City geschickt hatte. Headliner: Foo-Fighters und Green Day. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen, klar setzten wir sofort alle Hebel in Bewegung, um dort hingehen zu können. Und wenn wir schon mal da sind, können wir ja auch direkt ein wenig länger als die zwei Festival-Tage am Wochenende bleiben. Umso schöner, dass ich das direkt mit einem Besuch bei meinen Stiefgroßeltern verbinden konnte.

Nachdem wir dann irgendwann doch endlich angekommen waren und vorzüglich zu Mittag gegessen hatten (es gab eine Art Kassler, Erbsenpüree, Kartofffelbrei und Sauerkraut- also typisch mexikanische Küche), fuhren wir hauptsächlich der Aussicht wegen zu einer Plaza am Hang, von wo aus wir eine wirklich tolle Sicht über das Tal und seine Stadt hatten. Was man aber auch sah, waren dichte dunkle Nebelschwaden, die der Talkessel gefangen hielt und die trotz strahlend blauem Himmel die Sicht auf die Vulkane am anderen Stadtende verwehrten. Außerdem schlugen wir Sparfüchse eiskalt zu und kauften zwei sehr leckere und sehr große Eise mit allerlei Toppings zum Preis von einem.

Am Freitag machten Tilly und ich uns nach einem ausgiebigen Frühstück mit Bus und Metro auf den Weg ins historische Stadtzentrum. Dabei stellten wir fest, wie spannend eine Busfahrt durch die belebten Straßen einer unbekannten Stadt ist. Nach einer knappen Stunde stiegen wir dann am Palacio de Bellas Artes aus den tiefen der Metro empor und waren sofort gezwungen, unsere Sonnenbrillen aufzusetzen. Zwar ist es nachts doch relativ kühl hier, doch wenn tagsüber die Sonne scheint, wird es ziemlich warm. Zwar nicht annähernd so warm wie in Mérida, aber warm.

Wir waren noch keine drei Meter gelaufen, da rief plötzlich eine Stimme aus dem Getümmel: „Tilly!“. Ein Mitfreiwilliger, der von AFS in Mexiko-City untergebracht worden war, hatte uns entdeckt. Schon lustig, da fährt man ins Zentrum einer Stadt mit mehr als 20 Millionen Einwohnern und trifft nach wenigen Minuten einen von 10 Deutschen. Wir tauschten uns darüber aus, wie es uns denn gehe und welche Schauermärchen er hier schon mehr oder weniger miterlebt habe. Mit einem etwas mulmigen Gefühl trennten wir uns dann bald wieder.

Unser erstes Ziel war wie schon geschrieben Bellas Artes. Der imposante Marmorbau mit seiner farbenfrohen Kuppel gilt als wichtigste kulturelle Einrichtung Mexikos. Es werden diverse Bühnen und Säle für die Inszenierung und Ausstellung von Kunstwerken in diesem Palast der schönen Künste beherbergt. Wir sahen uns darin eine Ausstellung über Cochinilla, das mexikanische Rot, an.

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Danach zogen wir weiter zur Torre Latinoamericana, dem ehemals höchsten Turm Lateinamerikas. Im 44. Stockwerk hatten wir eine wirklich fantastische Aussicht über die endlosen Weiten des Häusermeeres. Wie am Vortag wurde unsere Sicht durch den Smog des Verkehrs eingeschränkt, was uns aber nicht großartig störte.

Anschließend schlenderten wir gemütlich über die Fußgängerstraße Madero zum Zócalo, dem zentralen Platz der Stadt, den wir einmal umrundeten und neben dem Palacio Nacional, Regierungssitz des ungeliebten Präsidenten, abbogen, um durch einen Seiteneingang eintreten zu können. Da wir aber nicht gewillt waren, unser gerade gekauftes Wasser wieder abzugeben, verzichteten wir doch darauf, uns die Gemälde Diego Riveras anzusehen. Stattdessen schlenderten wir weiter umher, besichtigten noch den Palacio Postal sowie die Pastelería Ideal und entschlossen uns, uns auf den Heimweg zu machen.

Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellte. Die Metro war noch relativ leer und der Bus brauchte statt 30 Minuten mehr als eine Stunde wegen des übermäßigen Verkehrs. Insgesamt brauchten wir zurück doppelt so lange, wie in die Stadt hinein. Mit einigen leckeren Quesadillas beendeten wir unseren Tag und verschwanden erwartungsfroh ob des am nächsten Tag beginnenden Festivals in unseren Betten.

Wie unsere Reise weitergeht, kann man dann an bekannter Stelle in den nächsten Tagen weiterlesen. Bis dahin wünsche ich Allen alles Gute und sende viele Grüße hinaus in die Welt!

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