Mexiko

Hauptstadtbesuch Teil 2

Aufregung. Freude. Gleich geht´s los. Jetzt fehlt nur noch das Frühstück, dann machen wir uns endlich los. Vorher muss aber noch die wichtigste Frage beantwortet werden: Was nehmen wir mit? Rucksack? Nein. Beutel? Einer wird schon reichen. Hm, was fehlt? Was Warmes zum Anziehen! Und Sonnenbrillen! Ok, haben wir jetzt alles? Ja. Warte, nein! Die Tickets! So, nun aber. Vamos.

Eine Stunde vor Abfahrt kamen wir am Shuttle-Bus an, der uns durch die Stadt zum Autódromo Hermanos Rodríguez bringen sollte. Vor wenigen Wochen noch hatte sich Lewis Hamilton an dieser Stelle zum vierten Mal den Weltmeistertitel in der Formel 1 gesichert, am 18. Und 19. November fand nun ein riesiges Fest, das Corona Capital, statt.

Mehr als zwei Stunden brauchte der Bus, um sich durch den dichten Verkehr von Mexikos Hauptstadt bis in die Nähe des Flughafens vorzukämpfen. Uns wurde eingetrichtert, uns die Nummer des Busses zu merken und unbedingt 45 Minuten nach Ende des letzten Konzerts wieder am Shuttle zu sein. Mittlerweile waren wir bereits auf dem Gelände der Rennstrecke und folgten den Massen entlang der Straße. Am Straßenrand erschienen sehr bald kleine weiße Zelte, die versuchten, mehr oder weniger gut gefälschte Fanartikel an den Mann zu bringen.

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Die Sicherheitskontrollen waren ehrlich gesagt ein Witz, auch wenn nicht zu wenig Polizisten bereitstanden. Um 14:40 betraten wir den offiziellen Festivalbereich. Das Gelände war nicht zu klein. Ich schätze, dass wir mehr als zwei Stunden damit beschäftigt waren, alles zu erkunden und noch sicherer bin ich mir, dass wir maximal die Hälfte wahrgenommen haben. Auf vier Bühnen traten in 24 Stunden, zwölf pro Tag, insgesamt fast 50 Künstler auf.

Bei den Essensständen enteckten wir einen Wagen, der eine Art Kebab anpries. Um es kurz zu halten, wir waren mehr als nur enttäuscht. Das Zeug war echt nicht gut. Am Freitag hatten wir extra noch darauf verzichtet, Essen auf der Straße zu kaufen, um ja keine Magenverstimmung zu riskieren. Ratet mal, was ich mir am Samstag einfing.

Die erste Band, die wir sahen, war die britische Rock-Gruppe You Me At Six. Es war noch relativ früh am Nachmittag, dementsprechend leer war das Gelände auch, was schade ist, denn nach den großen Headlinern war You Me At Six meiner Meinung nach eine der besten Bands. Als ich dann auch noch ein Lied erkannte, freute ich mich umso mehr. Am Samstag verbrachten wir mehr Zeit bei den Ständen und zwischen den Bühnen als davor, was wohl auch daran lag, dass uns die Musik der meisten Künstler nicht sonderlich zusagte.

Auch heute hatten wir wieder unglaubliches Glück mit dem Wetter, so wie alle Tage übrigens. Trotzdem wurde es abends mit Einbruch der Dunkelheit Recht kühl und wir freuten uns über unsere kluge Entscheidung, Pullover und Jacke eingepackt zu haben. Gegen 18:30 erlebten wir dann unseren ersten kleinen Tiefpunkt, denn die Aussicht, weitere viereinhalb Stunden auf das große Highlight des Abends warten zu müssen, war nicht gerade verlockend. Irgendwie schafften wir das aber, indem wir uns Elbow ansahen und anschließend noch eine Stunde vor der Bühne standen, um uns gute Plätze zu sichern.

Die Foo Fighters waren den ganzen Tag schon präsent gewesen. Egal ob auf T-Shirts oder sonst wo, überall sah man das Logo, das Gesicht des Sängers Dave Grohl oder aber etwas anderes, das auf die Foo Fighters hinwies. Das Konzert war stark und endlich konnten wir uns selbst ein Bild davon machen, warum sie als eine der besten Live-Bands der Welt gelten. Dave Grohl, ehemaliger Schlagzeuger der Band Nirvana und Frontmann der Band hatte die Menge perfekt im Griff. Die Gruppe hatte merklich Spaß, was auch auf das Publikum abfärbte. Mit dem Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen und dann drei statt zwei Stunden zu spielen, endet das Konzert und die Mengen zogen friedlich von dannen. Einziger Kritikpunkt unsererseits waren die Soli der einzelnen Künstler, die zum Ende hin merklich überhand nahmen.

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Für uns bedeutete das Ende des Konzerts eine Rückfahrt mit einem Bus, der offensichtlich für Schüler konstruiert worden war und in Deutschland nie im Leben als verkehrstauglich gelten würde. Zumal wir auch noch in einen Stau gerieten. Nachts. Um drei Uhr morgens. Das Konzert war um eins vorbei gewesen, gegen vier kamen wir zuhause an. Unsere Aufbruchszeit am nächsten Tag verschoben wir weise von 10 Uhr auf 14:30 Uhr.

Der nächste Tag lief noch einmal besser. Das erste, was uns auffiel, waren die noch größeren Menschenmassen als am Vortag, die sich ihren Weg auf das Festivalgelände bahnten. Offensichtlich freuten nicht nur wir uns auf Green Day. Die Zeit verging viel schneller und ehe wir uns versahen, standen wir wieder in der Menge vor der Hauptbühne und fieberten dem Auftritt der U.S.-amerikanischen Punk-Band entgegen. Um mich kurz zu halten, es war einfach überragend. Foo Fighters waren sehr gut, aber Green Day waren eine andere Liga. Bereits im Januar hatte ich Green Day zum Auftakt ihrer Welttour in Berlin gesehen und war begeistert gewesen, doch dieser Auftritt in Mexico-City stellte das vorherige weit in den Schatten. Mit noch mehr Freude und Energie zelebrierte die Gruppe um Frontmann Billie Joe Armstrong das letzte Konzert der Tour. Am Ende des Konzerts waren Tilly und ich wunschlos glücklich.

Die Fahrt nach Hause verlief besser als in der Nacht zuvor und wir erreichten unsere Betten eine Stunde früher. Am Montag unternahmen wir nichts, dafür waren wir zu erschöpft und außerdem hatte ich mir, wie bereits geschrieben, irgendeine Magen-Darm-Erkrankung eingefangen. Glücklicherweise besserte sich mein Zustand über Nacht und so konnten wir den Dienstagvormittag auch noch dazu nutzen, uns das Schloss Chapultepec im Herzen der Stadt anzusehen.

Im Park Chapultepec vergisst man tatsächlich das Verkehrschaos nur wenige Meter weiter. Unter Bäumen kann man an Ständen langspazieren, in den Zoo gehen, Tretboot fahren oder aber einige Meter hoch zum Schloss steigen. Dort hat man neben einer unglaublich tollen Aussicht auch die Möglichkeit, das Nationalhistorische Museum zu besuchen sowie die Einrichtung der Zimmer des ehemaligen Kaisers Maximiliano zu begutachten.

Nachmittags machten wir uns dann auf zum Flughafen. Als der Uber-Fahrer ausstieg, dachten wir erst, wir hätten ausversehen ein teures Upgrade gebucht. Aus einer schicken Nissan-Limousine stieg ein top gestylter Anzug tragender Mann mit Sonnenbrille und hielt uns die Türen auf. Dass er sich seine Fünf-Sterne-Bewertung redlich verdient hatte, stellten wir schnell und einstimmig fest.

Unser Flug hatte zwei Stunden Verspätung, doch das trübt im Nachhinein die durchweg tolle Reise überhaupt nicht. Außerdem hatten wir so beim Start einen fantastischen Blick auf das Lichtermeer der Stadt. Ärgerlich ist nur ein klein wenig, dass ich deshalb auf lediglich dreieinhalb Stunden Schlaf kam und gestern nicht mehr in der Lage war, den Beitrag zu Ende zu schreiben. Außerdem erfuhr ich am Ende meines ersten Arbeitstages nach der Reise, dass ich eigentlich erst einen Tag später wieder erwartet worden war, aber da ich der dritten Klasse versprochen hatte, am Mittwoch da zu sein, blieb mir ja auch gar nichts anderes übrig, als zu kommen. Zumal ich von meinem freien Tag gar nichts wusste. Ich ärger mich jedoch nicht darüber, denn ich mag mein Projekt hier.

So, damit ende ich heute. Ich möchte natürlich wieder meine Grüße in die Welt hinaus versenden und wünsche nur das Beste!

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