Ich bin Metz gern begegnet (und habe überlebt)
Nach dem Überschreiten der luxemburgisch-französischen Grenze wurden wir als erstes vom rauchenden Atomkraftwerk in Cattenom in Empfang genommen. Immerhin hat die Anlage ganze 2,8 von fünf möglichen Sternen auf Google Maps eingefahren. Um nicht selbst politisch Stellung beziehen zu müssen, möchte ich deshalb gerne meinen Mitkritikern Platz auf meiner digitalen Bühne verschaffen. So bemängelt Luc Gierten mit seinem Kommentar „Nukular, das Wort heisst Nukular“ die als ungenügend zu betrachtenden Bemühungen in Hinblick auf die Namensgebung des Kraftwerks. Colin W. scheint jedoch vornehmlich begeistert, seine 5 Sterne Bewertung begründet er mit den Worten: „Ehrenmänner ps4 rattert ohne Probleme“. Währenddessen informiert uns Darius Weidner mit den allerneuesten Begebenheiten in Hinblick auf das Bauwerk: „Scheint leider explodiert zu sein, zu hören war ein lange anhaltendes, donnerartiges Beben, das sogar das Haus in Schwingung versetzt hat! Unerhört so etwas!“
Langsam verschwanden die Rauchschwaden aus unserem Sichtfeld und unser Zug fuhr in den Metzer (ohne g) Hauptbahnhof ein. Erstmals seit drei Wochen traute sich die Sonne für mehr als nur wenige Augenblicke heraus und wärmte uns so während unseres kleinen Stadtrundgangs. Das an der Mosel gelegene Metz im Nordwesten Frankreichs ist eine mal ruhige, mal lebendige Stadt etwa von der Größe Luxemburgs. In ihrem Herzen steht die monumentale gotische Kathedrale, die mit 4,7 Sternen auch deutlich besser wegkommt, als das Atomkraftwerk im Norden. Auf einem Wochenendmarkt kaufte ich mir ein Oliven-Tomatenbrot und vergaß dabei beinahe zu bezahlen, weil mich die Verkäufer der neuen Asterix-Bände abzulenken vermochten.



Einen nicht unerheblichen Teil der Zeit verbrachten wir damit, insgesamt waren mehr als 15 Mägen zu füllen, erst herzhafte und dann süße Crêpes zu essen. Zu unserer Freude schien die Sonne auch noch nach unserem Festessen im Restaurant. Das Erkennungsmerkmal von Metz ist wahrscheinlich der „Temple Neuf“, eine Kirche am Ufer der Mosel, vor der sich bilderbuchartig Schwäne umgarnten, woraufhin ihre Hälse die Form eines Herzens bildeten.



Wie es in so einer großen Gruppe nun einmal ist: Man kommt nicht sehr weit und schon wollen die meisten nach Hause. So blieben wir nur noch zu fünft für ein paar weitere Stunden in Metz, schauten uns die Gärten, Kunstzentren und weitere Sehenswürdigkeiten an. Alle sehr schön, aber ohne groß nennenswerte Besonderheiten. Ach ja, bis auf den Fakt, dass die Seille, ein Nebenfluss der Mosel komplett die ihr nebenliegenden Wege und Baumreihen geflutet hat. Zum Schluss bestiegen wir noch einen Hügel auf dessen Plateau (wir reden von einer Höhe von vielleicht zehn Metern) ein golden-stählerner „Obelix“, so jedenfalls die Bezeichnung einer meiner Weggefährten, in den Himmel ragte.
Zum Sonnenuntergang verließen dann auch wir die Stadt und fuhren, dieses Mal von der Dunkelheit verdeckt, am Atomkraftwerk vorbei in Richtung Luxemburg. Dort klapperten wir dann auf der Suche nach dem billigsten Bier der Stadt diverse Bars ab, ohne jemals weniger als 5 Euro für einen halben Liter bezahlt zu haben. Doch die Rechnung ging auf. Eine Woche kostenloser Nahverkehr macht sieben mal vier, also 28€ Ersparnis. 28€ durch 6€ pro Bier macht fast fünf Bier, passt doch. Papa oder meinetwegen auch Mama Staat ist stolz auf uns.
André

