Luxemburg

Winter is coming…aaand it’s gone

Einzig und allein das Wetter und meine laufend triefende Nase konnten der Idee der gemeinsamen Wanderung doch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Dabei war das Wetter an jenem Sonntag noch nicht einmal auf dem Höhepunkt seiner Wechselhaftigkeit angelangt. Gestern nämlich fing es, zwar nicht aus heiterem Himmel, aber doch recht überraschend an zu schneien. Innerhalb weniger Stunden nur lag ganz Luxemburg in einer frostigen weißen Decke. Doch die Idylle hielt lediglich wenige Stunden an, schon bildeten sich an den Straßen braune matschige Ränder, die ich bisher immer für ein rein ostdeutsches Problem gehalten habe. Der Schneemann der Grundschüler war noch nicht einmal fertig gebaut, schon begann er allmählich in sich selbst zusammenzufallen.

Die wenigen Stunden nutzte ich für einen Nachmittagsspaziergang, selbstverständlich ohne das passende Schuhwerk. An Badelatschen habe ich gedacht, aber damit, dass es schneit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Immerhin nicht in den genannten Badelatschen, sondern in meinen „Berliner Winterschuhen“ setzte ich also behutsam meinen Fuß vor die Haustür, trat sogleich in die erste matschige Pfütze und ertrank meinen Socken in der kalten Soße. Doch es gab keinen Weg zurück. Ich erkundete meine erneut ganz unbekannte Umgebung, denn obwohl ich diesen Weg schon gegangen war, zeigte er sich heute in einer nicht wiederzuerkennenden Gestalt. Unten im „Pafendall“ angekommen, steuerte ich in Richtung Park, den ich bereits joggend erkundet habe.

War es, weil schon wieder eine Stunde verstrichen war oder weil das Tal hundert Meter tiefer als mein heimeliges Kirchberg, wo mein Ausflug begann, dass hier viel weniger Schnee lag? Der Grund jedenfalls spielte keine Rolle, denn die wundersame Winterlandschaft war nun passé. Meine Füße hingegen wurden dadurch nicht weniger nass, sondern eher noch nasser. Zeit also in Richtung des Panoramafahrstuhls, von dem mein vorheriger Blogeintrag handelte, zu laufen. Schließlich wurde ich auf die Abschiedsfeier der Praktikanten, die allesamt diese Woche Luxemburg verlassen werden, eingeladen. Doch als ich mich schon entspannt im Fahrtstuhl auf das weiße Panorama blicken sah, wurde meine Aussicht auf dieses von weiß-roten Absperrbändern vor dem Eingang des Fahrstuhls getrübt. Ich stapfte also Kraft meiner Wassersuppe – ich glaube ich weiß jetzt woher diese Redensart kommt – hinauf zur Altstadt.

Der letzte Abend der Praktikanten, die das vergangene halbe Jahr hier verbrachten, war schön, doch zuerst gab es ein kleines Problem. Die Leute, die mich eingeladen hatten, waren erst nicht da, sodass ich mich vor lauter unbekannten Gesichtern als „die neue Generation“ der Praktikanten hier in Luxemburg vorstellen musste. Schon war das Problem erledigt und ich wurde wärmstens aufgenommen, wohlwissend das jedes „Hallo“ heute schon wieder zu einem „Tschüss“ werden würde. Die Bar war mittlerweile zum Bersten gefüllt und das allein wegen unserer Gruppe. Ständig, es gab sowieso nicht genügend, wurden Plätze getauscht, sodass ein jeder etwas in das Jahrgangsbuch des anderen eintragen konnte – so einen Zusammenhalt hatte ich nicht einmal in meinem Abi-Jahrgang und wir waren drei Jahre zusammen und nicht ein halbes Jahr. Irgendwann kamen dann auch die Personen, wegen denen ich eigentlich hier war und der Abend nahm seinen Lauf. Zum Glück aller Anwesenden roch man meine eingelegten Fußsohlen ab einer Höhe von einem Meter nicht allzu stark.

Der Abend zeigte mir worauf ich mich freuen kann: Ab nächster Woche kommen die neuen Praktikanten und werden wahrscheinlich genau so einen schönen Gruppenzusammenhalt haben wie die Vorherigen.

Heute am Mittagstisch erzählte mir dann ein Apulier, dass er gestern aus einem einfachen Grund nicht dabei sein konnte: Er war vorher noch unterwegs und seine Füße sind zu nass geworden.

André

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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