Ein Cabrón und ein Schwein
Gut ausgeschlafen frühstückten wir die Reste unseres Abendessens. Zum Glück waren die Hipster, die uns am Vortag noch misstrauisch beäugt hatten, bereits ausgeflogen und so konnten wir ganz in Ruhe unsere Pizza bzw unser Knoblauchbrot zu Ende essen.
Im Dorfladen deckten wir uns mit kleineren Snacks ein und los ging´s. Vorgenommen hatten wir uns für den ersten Tag eine vier- bis fünf-stündige Bergwanderung, an deren Ende uns eine tolle Aussicht versprochen worden war.
Wir folgten der Hauptstraße durch das Tal ungefähr eine Stunde lang immer auf der Suche nach einer Tankstelle namens La Bomba. Natürlich fanden wir diese Tankstelle nicht und irrten deshalb auch ein oder zweimal den gleichen Weg hin und zurück. Weiterhin ohne unsere Tankstelle machten wir uns dann langsam den Berg hinauf, immer noch auf der Straße laufend. Wir passierten dabei allerlei Häuser, Fußballplätze und einen kleinen Teil der wunderschönen Natur Costa Ricas.
Das Wetter war sehr angenehm. Es war warm, aber nicht zu warm und ab und zu kam sogar eine frische Brise vorbei. Die wolkenverhangenen Berge versprachen nicht wirklich eine tolle Aussicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Einer Stunde steilen Anstieg, bei der wir mehrmals vom gleichen Motorrad überholt wurden, folgte eine weitere erfolglose Suche nach einer Telefonzelle und einem Tor, dass wir passieren sollten, um in den Wald zu gelangen. Weder das eine, noch das andere waren für uns auffindbar, deshalb folgten wir in der Hoffnung, doch irgendwie zu unserer Aussichtsstelle zu gelangen einer Straße. Wie abwechslungsreich. Auf dem Weg nach oben blieben wir mehrmals total beeindruckt von Pflanzen und ihren Farben stehen.
Wir näherten uns der Mittagszeit, aber das Tor hatten wir immer noch nicht gefunden und so drehten wir nach etwas mehr als zwei Stunden einfach um. Auf dem Weg den Berg wieder runter bekamen wir dann plötzlich unverhoffte Gesellschaft.
Ein Hund mit goldenem Fell sprang uns fröhlich entgegen und versuchte, mit uns zu spielen. Erstmal waren wir mehr als skeptisch, aber das sehr saubere Fell und die Tatsache, dass er relativ gut genährt war stärkten unsere Zuversicht, dass es sich bei unserem neuen Freund um ein Haustier handeln müsse. Abgesehen davon war er mit einem Hüftschwung unterwegs, der jede Latina sofort verblassen lassen würde. Da er uns fortan auf unserem Abstieg begleitete, brauchte er natürlich auch einen Namen und so tauften wir ihn kurzer Hand Cabrón.
Cabrón wartete immer ganz lieb auf uns und nach einer halben Stunde hatten wir uns ganz gut an seine Gesellschaft gewöhnt. Doch das Leben ist grausam. Auf einmal blieb unser tierischer Begleiter stehen und sah sich unsicher um. Ein fies aussehender Hund kam uns entgegen, wie um klarzustellen, dass unser goldener Freund sich in fremdes Territorium gewagt hatte. Er kam immer näher und Cabrón wich unsicher zurück, bis er sich immer weiter von uns entfernte. Zwei oder drei kleinere Hunde kamen ihm immer näher, bis er sich umdrehte und die Flucht ergriff. Das alles wirkte auf uns wie ein geplanter Hinterhalt.
Zurück ins Dorf nahmen wir den Bus und ich hielt auf der Fahrt wieder nach der Tankstelle Ausschau, aber auffindbar war sie immer noch nicht. Wieder in Orosi setzen wir uns in ein kleines, total nettes Café, wo Tilly einen Cappuccino trank und ich mir eine heiße Schokolade genehmigte.
Anschließend machten wir uns an die Planung der kommenden beiden Tage, wobei wir dann eine Schweizerin fanden, die uns für den Donnerstag eine Tour auf einen Vulkan mit ihrem Mann vermittelte. Als sie unsere Namen aufnehmen wollte, sah sie Tilly nur an und sagte, den Namen könne sie nicht aufschreiben und wandte sich an mich: „Gib mir deinen.“ Logischerweise verwunderte und dieses Verhalten, aber die Erklärung konnten wir nachvollziehen. Ihr Lieblingsschwein, dass sie in kürze wieder besuchen wollte, hieße Mathilda. Sie zeigte uns sogar Bilder und ich muss gestehen, dass Viech war schon echt hässlich. Gut, kommt jetzt nicht so lustig rüber, wie es war, aber das soll jetzt nicht mein Problem sein.
Damit war unser Tag auch schon wieder vorbei, denn wir mussten uns für die anstehende Regenwaldtour ausruhen. Deshalb Pura Vida und bis bald!

