Von Behörden und Festivals
Ok, ich gestehe, die Überschrift ist ein wenig reißerisch. Es geht nur um eine Behörde und ich habe auch nur ein Festival besucht, aber im Plural klingt das einfach besser. Im Folgenden werde ich also von meinem Hass auf die Schlafmützigkeit der Migrationsbehörde in Mérida sowie vom Tecate Arcadia, das ich letzte Woche besucht habe, erzählen.
Bereits in Deutschland hatte ich mein Visum für dieses Jahr beantragt und die Bescheinigung dafür in der Botschaft in Berlin abgeholt. Uns wurde damals, wie ewig lang her das klingt, gesagt, wir bräuchten in Mexiko später unbedingt sämtliche Unterlagen, die wir an die Botschaft geschickt hatten. Vorneweg, totaler Quatsch, nichts davon brauchte ich später. Bei meiner Einreise bekam ich einen kleinen Zettel, der mir sagte, ich hätte nun 30 Tage Zeit, um alle Angelegenheiten zu klären.
Ende August fuhren wir deshalb zum Büro der Behörde, nachdem ich vorher ein Dokument ausgefüllt hatte, auf dem ich allerlei Angaben zu meiner Person machen durfte, unter anderem auch zu meiner Hautfarbe, was mich etwas verwunderte. Jedenfalls musste ich dort dann zwei weitere Dokumente mit den gleichen Angaben versehen, ich sollte erneut warten, nur damit sie mir sagten, ich müsse jetzt zu einer Bank fahren, um das Bearbeitungsgeld einzuzahlen, dann könnte ich wiederkommen. Gesagt getan, abermals warten. Ich erhielt die Information, dass ich in den nächsten Tagen eine Mail erhalten würde, die es mir erlauben würde, einen Termin für die Abnahme der Fingerabdrücke zu machen. Das Schöne an der Sache, diesen Termin muss man vor Ort machen, was bedeutet, zum vierten Mal fährt man ins Zentrum, nur um einen Termin zu bekommen.
Eine Woche später war es dann endlich soweit, zum fünften Mal warten und natürlich, die Uhrzeit für den Termin war logischerweise nur ein Richtwert. Immerhin war ich der vorletzte, der dran war. Dazu muss man sagen, das Büro hat nur von 9 Uhr bis 13 Uhr geöffnet, was angesichts des täglichen Andrangs eine Unverschämtheit ist. So, fehlte also nur noch, dass ich wieder eine Woche später endlich meine Art mexikanischen Perso, mit dem ich aus- und einreisen kann wie es mir beliebt, abholte. Wie auch sonst, wieder mit Wartezeit verbunden. Kotz. Interessanterweise lief währenddessen ein Bericht der Deutschen Welle über die Bundestagswahlen in Deutschland. Neben den immer gleichen Videosequenzen von Merkel und Schulz war auffällig oft ein offensichtlich bayrisches Wahlbüro zu begutachten, in denen vor allem junge Menschen in Tracht und Dirndl ihre Stimmen abgaben. Dass die Mehrheit wahrscheinlich direkt weiter aufs Oktoberfest wollte, was hier übrigens tatsächlich nur im Oktober gefeiert wird, wurde schön verschwiegen. Das nur am Rande, falls sich jemand fragt, woher die deutschen Stereotype im Ausland kommen.
So, ich komme nun noch zu einer erfreulichen Geschichte, nämlich dem Tecate Arcadia, einem Musikfestival. Schon seit Wochen wurde verstärkt Werbung für diese Konzerte gemacht und ich freute mich tatsächlich darauf. Wie es das Schicksal so wollte, schlug genau am Samstag dann das Wetter schlagartig um. Zum ersten Mal, seitdem ich hier bin, waren es nachmittags maximal 26°C, was für die Einheimischen kühl ist. Für einen Nachmittag beziehungsweise einen Abend unter freiem Himmel auf jeden Fall besser als sengende Hitze. Dazu kam das umgangssprachliche Festivalwetter, soll heißen, erst starker Regen gefolgt von leichtem aber konstantem Nieselregen. Für die äußeren Bedingungen war also gesorgt.
Das Gelände nennt sich Hacienda Chichi Suárez. Die nicht besonders große aber ausgesprochen schöne Anlage allein wäre den Besuch bereits wert gewesen. Unter alten großen Bäumen betritt man das an den Ausläufern des Urwalds gelegene Gelände und sieht zu seiner rechten hinter Agaven und unter Bäumen versteckt alte Bögen, hinter denen man sich ausruhen kann. Zur linken befinden sich ähnliche, aber besser in Stand gehaltene Bögen, durch die man zur ersten Bühne gelangt. Läuft man geradeaus, dann trifft man auf zwei Elefanten, die an die Olifanten aus dem „Herr der Ringe“ erinnern und die Maskottchen der Veranstaltung sind. Tritt man durch die Bögen hindurch, gelangt man zu den Essensständen, an denen erstaunlich Preiswert verschiedenstes Bier und logischerweise Essen erworben werden. Hinter den Ständen führt ein kleiner Weg zur zweiten, etwas größeren Bühne und den Klos, an denen ich bemerkenswerterweise nicht anstehen musste.
Ich kannte nicht einen einzigen Act, aber meine Begleiter waren der Meinung, wir müssten unbedingt „Morat“ sehen. Die ersten Sekunden reichten bereits, um mich von dieser Band zu begeistern. Die kolumbianische Folk-Pop-Band legte gleich gut los und diverse „Oho-hoo“ erleichterten es mir als Textunkundigen ungemein, mich mit den anderen zu freuen. Ich möchte allen Lesern, die „Morat“ nicht kennen ganz wärmstens empfehlen, sich „Mi Nuevo Vicio“ anzuhören, ein wirklich toller Song.
Den zweiten ganz großen Auftritt hatte dann „Ozuna“, besonders bekannt ist sein Lied „Tú Foto“, was hier auf fast keiner Fiesta fehlt und, wie soll es auch anders sein, von der Musikrichtung her dem Reggaetón zuzuordnen ist. Die Stimmung war unbeschreiblich gut, obwohl ich sagen muss, dass mir „Morat“ doch deutlich besser gefallen hat. Der Besuch des Festivals hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Das war es dann auch schon wieder von mir, ich möchte gar nicht wissen wie oft ich „wieder“ heute benutzt habe. Naja, was soll´s. Viele Liebe Grüße an alle!

