Mexiko

Licht und Schatten

Eigentlich… eigentlich wollte ich hochtrabend von meinem Geburtstag berichten, aber aus gegebenem Anlass verzichte ich heute darauf. Beziehungsweise halte mich kurz, denn ein anderes Thema verdient meiner Meinung nach deutlich mehr Aufmerksamkeit. Wie so oft beginne ich der Chronologie nach, und zwar mit meinem Geburtstag. Zwar ereignete sich das schreckliche Erdbeben im Zentrum Mexikos ebenfalls am 19. September, doch mein Geburtstag fing früher an. Die Leser, die unter Zeitdruck stehen, bitte ich daher, die erste Hälfte des Beitrages zu überspringen und sich gleich dem Wichtigen zu widmen.

Der Tag begann damit, dass in der Küche unverhoffter Weise zwei kleine Geschenke von meiner Gastfamilie auf mich warteten. Allerdings öffnete ich sie erst, nachdem ich aus der Schule wiederkam. Dort hatte ich, außer der Deutschlehrerin, keinem erzählt, dass ich Geburtstag hatte, da mir das unangenehm gewesen wäre. Wie es der Zufall aber so wollte, kam das Gespräch im Lehrerzimmer auf Geburtstage zu sprechen, und als ich dann gefragt wurde, wann ich denn überhaupt Geburtstag hätte, musste ich doch recht verlegen antworten, dass er heute sei. Es war mir doch recht echt unangenehm, mit welcher gespielten Empörung das versammelte Kollegium reagierte. Innerhalb weniger Minuten wussten dann auch alle nicht anwesenden Lehrer Bescheid und gratulierten mir herzlich. Ich war ein wenig gerührt. Noch mehr aber, als mir zu Beginn der Deutschstunde ein kleiner Kuchen überreicht und abermals ein Lied für mich angestimmt wurde. Immerhin stand ich nicht mit leeren Händen da, denn eine Woche zuvor hatte ich entdeckt, dass im Superama, einem Laden für Menschen der gehobenen Einkommensklassen, sowohl Haribo als auch Rittersport zu erwerben ist und so hatte ich für meine Schüler Gummibärchen und Marzipan dabei.

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Zum Essen gab es extra mir zu Liebe „Frijol con Puerco“ und nach der Mittagspeise öffnete ich dann die kleinen Geschenke. Besonders über den Tequila freute ich mich sehr, womit ich vielleicht doch etwas nach meinem Vater komme. Zwinkersmiley. Abends kamen dann meine Mitfreiwilligen zu Tostada, Tequila und Oreotorte vorbei und wir verbrachten den Abend in gemütlicher Runde zusammen. Jedoch ich zumindest nicht gänzlich ohne an etwas anderes denken zu können.

Gerade, als wir den Klassenraum nach der letzten Stunde verließen, informierte uns die Schulleitung über ein weiteres Erdbeben im Zentrum Mexikos. Während des Mittagessens lief bei uns zuhause der Fernseher und zeigte uns Bilder der Katastrophe. Wie ich bereits schrieb, bleibt Yucatán in der Regel von Erdbeben verschont, und so hatten wir auch dieses Mal nichts gespürt. Unvorstellbar deshalb für mich, wie riesig die Ausmaße der Katastrophe sind. Ganze Gebäudekomplexe sind einfach zusammengefallen, hunderte Menschen sind tot, noch viel mehr haben weder Strom noch Wasser, häufig gar kein zuhause mehr. Glücklicherweise geht es allen Menschen, die ich kenne, gut. Was die Situation noch abstruser macht, ist die Tatsache, dass dieses zweite starke Beben im September genau am Jahrestag des verheerenden Bebens von 1985 Mexiko mit einer Stärke von 7,2 auf der Richterskala heimsuchte. Zwar kommentierte meine Gastmutter trocken, dass es nicht so schlimm wie damals sei, da nur hunderte und nicht tausende Menschen ums Leben gekommen seien, nichtsdestotrotz handelt es sich um eine schreckliche Katastrophe. Im Fernsehen und im Radio gibt es derzeit nur dieses eine Thema.

Froh war ich, als ich am Donnerstag eingeladen wurde, bei der Entgegennahme von Sachspenden helfen zu können. Nach der Schule ging ich also in ein kleines Einkaufszentrum, wo bereits die letzten Tage Freiwillige Spenden angenommen und auf den Transport vorbereitet hatten. Dort half ich zusammen mit erfreulich vielen Anderen, Spenden entgegenzunehmen, zu sortieren und zu verpacken. Kurzzeitig ebbte die Regsamkeit gegen 17 Uhr dann ab, als für eine Stunde nicht besonders viele Spenden eingingen. Zu dieser Zeit stürzten sich dann immer fünf oder sechs Damen wie Haie auf die Spender, um die Spenden zu markieren und mit Smileys zu versehen, doch das war bloß die Ruhe vor dem Sturm. Denn gegen 18 Uhr ging es noch einmal so richtig los, es gingen buchstäblich ganze Wagenladungen voller Wasser und Windeln ein. Es hat mich total gefreut zu sehen, wie groß die Bereitschaft zu helfen ist. Morgen nach der Arbeit werde ich auf jeden Fall wieder helfen gehen!

Nun möchte ich an meine drei Leser mit einer Bitte herantreten. Die Aktion Deutschland Hilft sammelt Spenden, um vor Ort helfen zu können, ich setze den Link direkt unter diesen Absatz. Bereits kleine Beträge helfen enorm weiter und nicht nur ich würde mich ausgesprochen stark freuen, wenn Ihr helfen würdet! Danke!

https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfseinsaetze/erdbeben-mexiko/

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch nur das Beste!

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