Libanon

Ein Fotospaziergang durch Tripoli im Libanon

Ich bin ganz ehrlich: Einen Monat nach dem Besuch meines letzten Reiseziels im Libanon „Tripoli“ fällt es mir nicht leicht diesen Blogeintrag retroperspektiv zu schreiben. Zum Glück jedoch habe ich damals sehr viele Bilder geschossen, die euch einen zeitloseren Einblick in die zweitgrößte Stadt des Libanon geben. Ich hoffe euch macht der kleine Fotospaziergang durch die Marktgassen, vorbei an Olivenständen, Tuchfabriken, Seifensiedereinen und alten Zitadellen Freude und vergesst nicht zu abonnieren:

Der Souk – Farbenfroher Markt

Vom Al Nejmeh Platz geht es Richtung Nordosten die Straße des alten Souks entlang. Ich laufe an Holzkohle-Säcken, riesigen Knoblauchknollen und Blumentöpfen voll mit Oliven vorbei. Später ändert sich das Spektrum zu Anzügen, Spielzeug und Schmuck. Auch wenn sich in der engen Gasse viele Menschen begegnen, teils sogar auf ihren Motorrädern, kommt nie ein Stressgefühl auf.

Während eines Gesprächs mit einem Verkäufer drehe ich mich plötzlich um und zeige mit dem Arm in meine vorherige Laufrichtung. Dabei landet meine Hand unabsichtlich im Gesicht eines Babys, welches von seiner Mutter auf dem Arm getragen wird. Es schreit laut los. Ich erwarte ein riesiges Aufsehen, doch die Frau nimmt meine tausend Entschuldigen ohne großes Getue an und tröstet im Weggehen ihr Baby. Der Verkäufer versichert mir: „Kein Problem, alles gut.“

Für westliche Touristen sind die Produkte überaus preiswert. Das liegt an der momentanen Wirtschaftskrise, aufgrund derer das Libanesische Pfund von 1€=1,700 Pfund auf 1:100,000 gesunken ist. Man sieht regelmäßig Verkaufsstände, die die Preise für ihr Fladenbrot mehrfach überklebt haben, um mit der Abwertung schritthalten zu können. Oft passiert es, dass mir Libanesen auf der Straße ein „Du bist Willkommen!“ entgegenrufen, gefolgt von der Frage, wie ich es hier finde. Wenn ich daraufhin das Land, seine Menschen, Speisen und Landschaften lobe, kommt daraufhin fast immer ein entschuldigendes Bedauern über die momentan missliche Lage zurück. Das Selbstverständnis ist ein anderes.


Die Seifensiederei

In Tripoli wird seit über 500 Jahren Seife im Khan Al Saboun hergestellt. Ich betrete die historische Produktionsstätte über einen kleinen Innenhof, der abseits vom Straßenverkehr liegt. Damals über die alten Handelswege in Europa verkauft, werden die Produkte heute über den Onlineshop oder direkt vor Ort an vorbeischauende Touristen vertrieben.


Auf den Straßen Tripolis

Ich muss nichts schön reden. Die Stadt ist kein Wunderort, an dem alles harmonisch und toll ist. Plastiktüten wehen wie welke Blätter im Wind. Von den plastischen Außenwänden hängen wild verkabelte Stromleitungen.

Doch das Leben wirkt echt und unverfälscht. Das macht meinen Aufenthalt an diesem sonnigen Märztag so besonders.

Tripoli liegt am Meer. Anders als in Batroun und Byblos spielt sich das Leben hier jedoch eher im Stadtzentrum ab.


Die Zitadelle der Kreuzritter

Auf einem Hügel steht seit tausend Jahren die alte Kreuzritterburg Raymond de Saint-Gilles. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über die historischen Stadtviertel Tripolis. Auch das libanesische Militär macht sich die gute Lage zu Nutzen und hat hier einen Wachposten mit Panzern und Soldaten errichtet.

Blicke von oben:

Der Blick über die Dächer zum Meer ist episch. Braun-Weiße Tauben fliegen in Achten über die gleichfarbigen Häuser. Binnen weniger Sekunden schallt es aus allen umliegenden Minaretten zum Gebet.


Tuk-Tuk Fahren

Auch in Tripoli gibt es Sammeltaxis. Bis zu 4 Fahrgäste können in dem kleinen dreirädrigen Gefährt Platz nehmen.


Oscar Niemeyer’s Rachid Karame Messegelände

Im Jahr 1962 wurde der Architekt Oscar Niemeyer mit dem Entwurf eines Geländes für eine Weltaustellung beauftragt. Die Bauarbeiten wurden leider nie fertig gestellt. Grund für den Baustopp im Jahre 1975 war der aufkeimende Bürgerkrieg. Heute wirkt das Gelände wie das Tempelhofer Feld, nur leerer.


Mit dem Bus zurück nach Batroun

Im Libanon gibt es keine offiziellen Linienbusse. Busfahrten funktionieren daher folgendermaßen: Man stellt sich an einer Hauptachse an den Straßenrand und wartet, dass einer der vielen Minibusse neben einem anhält. Meistens betritt man einen gut verrauchten Innenraum. Nirgends anders bewegt man sich so kostengünstig forwärts und ist dabei nicht einmal wesentlich langsamer als Privattaxis. Ausgenommen davon sind natürlich die Kaffeepausen, für die kein Termin auf der Welt zu wichtig scheint.

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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