Mexiko

Noch ein kleines WM-Update

Die Weltmeisterschaft geht in die heiße Phase und ich möchte mich zu diesem Thema ein zweites und letztes Mal zu Wort melden. Nachdem Mexiko Deutschland geschlagen hatte, gewann es verdient gegen Südkorea und man war sich bereits sicher, der Gruppensieg sei El Tri nicht mehr zu nehmen. Deutschland hatte in letzter Sekunde durch ein Zaubertor von Toni Kroos gegen Schweden gewonnen, was die Gruppe zwar interessanter machte, da nun jeder am letzten Spieltag noch Chancen auf´s Weiterkommen hatte, aber eigentlich nur eine Formsache. An besagtem Samstag war auch nachmittags die Plaza noch voller euphorischer Menschen in Mexiko-Trikots. Zu welchem Zittern es noch kommen würde, ahnte man nicht.

Am letzten Spieltag der Gruppe stellt Schweden gegen Mexiko die Weichen früh auf Sieg und plötzlich begann man, nervös auf´s Parallelspiel zwischen Deutschland und Südkorea zu schielen. Bis tief in die Schlussphase standen die Mexikaner durch die sich anbahnende Niederlage nur noch auf Rang zwei, was immer noch das Weiterkommen bedeutete, aber Deutschland fehlte lediglich ein Tor, um an Mexiko vorbeizuziehen. Deshalb besonders euphorisch feierte man das 2:0 der Asiaten gegen den amtierenden Weltmeister. Ich wurde einige Male erfolglos versucht, mit dem Ausscheiden „meiner“ Mannschaft aufzuziehen und fand das Unverständnis ob meiner Distanziertheit im Bezug auf Die Mannschaft in den Augen meiner Gegenüber einfach großartig.

Sofort mit Abpfiff füllten sich die Herzen unzähliger Anhänger des mexikanischen Fußballs und statt wie normalerweise zum Engel der Unabhängigkeit in der Hauptstadt zu pilgern, zogen hunderte Mexikaner zur Botschaft Südkoreas, wo sie feierten. Irgendwann kam dann tatsächlich der Botschafter heraus und freute sich mit den Fußballfans zusammen. Es gibt Videos im Internet, wo er aufgefordert wird, in Mitten dieser Menschenmenge Tequila zu trinken, was er sogar tat, begleitet von „¡Hermano coreano, ya eres mexicano!“-Rufen. Aeromexico demonstrierte die Dankbarkeit gegenüber den Koreanern, indem die Fluglinie auf alle Flüge nach Südkorea einen Rabatt von 20% gab.

Der mexikanische Nationalspieler Javier Hernández „Chicharito“ hatte vor dem Turnier verlauten lassen, dass man vom Titel träume. Topfavorit Brasilien hätte man im Achtelfinale trotzdem gerne vermieden, aber motiviert auch durch das Favoritensterben, Argentinien, Spanien und Portugal mussten wie Deutschland verhältnismäßig zeitig ihre Zelte in Russland abbrechen, fieberte man diesem Spiel entgegen. Offiziell hatte ich am 29. Juni meinen letzten Tag in Loyola gehabt, doch am Montag nach den Wahlen ging ich zum gemeinsamen Ansehen des Spiels noch einmal hin.

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In einem Klassenraum war ein Fernseher aufgestellt worden und so sahen wir bei entsprechendem Geschrei das Spiel. Die ersten dreißig Minuten begeisterten regelrecht, Mexiko lieferte einen mitreißenden Kampf ab, zum Ende der ersten Hälfte schwanden die Kräfte aber merklich. Nach der Führung durch Neymar schwand die Hoffnung, endlich einmal das Viertelfinale zu erreichen minütlich. Apropos Neymar. Der Stürmerstar von PSG ist unbeliebt wie wenige andere Spieler weltweit. Mit seinen überzogenen, ja gar lächerlichen Schauspieleinlagen hat er es sich zumindest in Mexiko verscherzt.

Mit viel Trauer nahm man die 2:0 Niederlage hin. An das Wunder glaubte kurz vor Schluss eigentlich keiner mehr. Mit Mexikos Ausscheiden musste ich mir jetzt ein fünftes Team suchen, da meine persönlichen Favoriten ja bereits ausgeschieden sind. Meine Wahl fiel auf Belgien, doch welchen Schreck jagte mir das Team der roten Teufel ein. Wir saßen gemütlich beim Mittagessen im Haus der Großeltern, als der Zwischenstand reinkam, es stünde 2:0 für Japan. Was sollte das bitte? Es konnte doch nicht auch noch mein Team Nummer fünf nach Hause fahren! Glücklicherweise drehte Belgien das Spiel noch, denn ob mein sechstes Team Kolumbien noch lange dabei ist, wage ich zu bezweifeln.

Die Sympathien sind nun sehr aufgespalten verteilt. Brasilien hat traditionell eine große Fanbase, obwohl die Mannschaft wegen der Schauspielerei ihres Superstars stark an Zuneigung eingebüßt hat. Viele würden sich auch über einen Sieg der Engländer freuen, da kann ich als Deutscher aber natürlich nicht mitgehen. Zwischen den verbliebenen Lateinamerikanern tendieren die meisten wohl eher zu Uruguay, zumindest von den Personen, mit denen ich gesprochen habe. Kolumbien scheint da irgendwas verbockt zu haben in den letzten Jahren.

Wie dem auch sei. Mal sehen, wie dieses verrückte Turnier weiter geht. Ich wünsche allen Lesern wie immer viel Spaß am Fußball, einen schönen Sommer und bis bald!

 

 

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