Tansania

Tansania – mit einem Lächeln gegen die Probleme

Tansania – ohne dort gewesen zu sein, hat man von dem Land, auch wenn noch nie bei Fußball Weltmeisterschaften vertreten, schon einmal gehört. „Afrika, Safari und König der Löwen“ sind wahrscheinlich die ersten Begriffe, die den meisten zu diesem Land einfallen. Außerdem ist es dort bestimmt sehr heiß und die Leute sind arm. Wem diese Beschreibung des Landes nicht genügt erfährt jetzt ein bisschen mehr über den vielfältigen Staat in Ostafrika.

Der Text beruht größtenteils auf meinen Erfahrungen vor Ort.

Offiziell existiert Tansania erst seit 1964. Der Name ist ein Kombination aus der Landmasse „Tanganjika“ (Unabhängigkeit 1961), der benachbarten Insel „Sansibar“ und dem Begriff für verschiedene subsaharanische Gegenden „Azania“. Als Nachbar von Ländern wie Kenia, Mosambik und Sambia grenzt Tansania auch an die drei größten Seen in Afrika – dem Viktoriasee, dem Tanganjikasee und dem Malawisee.

Tansania befindet sich in einem Teil von Afrika, der sehr stark und regelmäßig von innenpolitischen Unruhen und Hungersnöten geprägt ist. Gerade jetzt wieder hungern in Kenia, Somalia und in Äthiopien Millionen von Menschen. In Tansania geht es immerhin innenpolitisch sehr friedlich zu. In weiten Teilen des Landes leben Muslime und Christen friedlich miteinander und der Fakt, dass keine der vielen Bevölkerungsgruppen einen sehr großen Anteil an der Gesamtbevölkerung einnimmt führt dazu, dass niemand Ansprüche auf eine Unabhängigkeit hegt.

Als Reisender fallen einem die starken Unterschiede zwischen touristischen Gebieten und nicht so stark besuchten Gegenden auf. Während sich in touristischen Gebieten viele Leute auf das Geschäft mit den Reisenden ausgerichtet haben, geht es an den Orten ohne jeglichen Tourismus doch deutlich traditioneller zu. Außerhalb von Städten leben die Leute meistens ohne Strom und fließend Wasser und ernähren sich von der Ernte und den Vieh-Erträgen. Tansania ist eines der ärmsten Länder der Welt und so führt eine schlechte Ernte immer zu der Angst des Verhungerns. Der Staat versucht durch Hilfsaktionen wie Nahrungsumverteilung die Regionen zu versorgen, die fast jedes Jahr hungern müssen. Jedoch stößt man hier aufgrund der schlechten Infrastruktur an die Grenze des Machbaren. Manche Regionen können nur schwer erreicht und beileibe nicht mit großen Transportern erreicht werden.

Auch wenn ich täglich Kontakt mit den Einheimischen hatte, so war das stets Kontakt mit Leuten, die Englisch sprechen konnten, also Bildung genossen haben und somit einen Job hatten und sich dementsprechend Essen leisten konnten. Die Armut konnte ich eher nur aus dem Fenster der Busse heraus beobachten, oder im Vorbeilaufen sehen. Auch wenn man als Einwohner nicht direkt betroffen ist, so belasten einen die Umstände der Mitbürger doch sehr – anmerken lassen es sich die Tansanier allerdings nicht, denn sie strahlen fröhlich von morgens bis abends.

Gerade für ein Entwicklungsland wie Tansania ist es erstaunlich, dass das Miteinander so friedlich abläuft, auch wenn man als Tourist generell ein offenes Auge haben sollte, gerade in überfüllten Gegenden oder wenn es dunkel wird. Das freundliche Zusammenleben ist dabei jedoch keine Selbstverständlichkeit, schließlich leben in Tansania mit 60% Christen und 30% Muslimen (Tanzania 2012 International Religious Freedom Report) viele Menschen mit unterschiedlichen Religionen zusammen. Tansania wäre nicht das erste Land, in dem eine derartige Verteilung von Glaubensrichtungen zu innenpolitischen Problemen führt. Die Bürger Tansanias sind jedoch außergewöhnlich tolerant was den Umgang mit anderen Religionen angeht – das Wichtigste für sie ist der Glaube an sich. Dass es in Tansania bisher kaum Ausschreitungen gab, liegt mit Sicherheit auch, aber nicht nur daran, dass die Muslime größtenteils an der Küste wohnen und dort, wie auf Sansibar (>99%) die klare Mehrheit bilden, während sie spätestens hinter der Hauptstadt Dodoma kaum noch zu vorzufinden sind. Für die Christen gilt dasselbe nur anders herum.


Sansibar besitzt ein eigenes Parlament und einen eigenen Präsidenten


Obwohl Sansibar jetzt seit vielen Jahrzehnten zu Tansania gehört, besitzt diese Insel ein eigenes Parlament und einen eigenen Präsidenten. Während der Vereinigung wurde Sand vom Festland mit dem Sand Sansibars vermischt, auf dass niemand mehr die Gebiete voneinander trennen kann. Jedoch ist die Realität nicht ganz so romantisch wie diese schöne Geste. Auf dem Festland beschrieben mir die Einwohner, dass die Regierung Sansibars viele politische Fragen – vor allem religiöse -komplett anders sieht als die Regierung auf dem Festland. Nicht jeder konnte sich bisher so richtig mit der Insel identifizieren.

Schließlich prägt Sansibar eine andere Vergangenheit als das Festland.

Die Insel vor der afrikanischen Küste wurde wesentlich stärker von den omanischen Eroberern beeinflusst als das Festland. Auch die Portugiesen interessierten sich nur für die Insel, als strategischen Handelspunkt – während das Zentrum Tanganjika weitgehend unerforscht blieb. Die Deutschen hingegegen besaßen einen Teil des Festlandes und bauten dort Kirchen und ein Eisenbahnnetzwerk, während Sansibar noch von einem Sultan aus dem Oman regiert wurde. Die Geschichte macht deutlich, dass die beiden Teile, trotz ihrer geografischen Nähe nicht viel gemeinsam hatten. Dennoch bildet Tansania heute einen der stabilsten Staaten Ostafrikas.

Wirtschaftlich ist die größte Stadt Tansanias – Dar Es Salaam – mit 3 Millionen Einwohnern der Fixpunkt des Landes. Über den Hafen werden dreimal so viele Waren importiert wie exportiert, in der Stadt haben sich große Firmen niedergelassen und über die Landwege werden die Waren innerhalb des Landes verteilt. Der Hauptwirtschaftszweig ist ganz klar die Landwirtschaft – die Diversität an angebauten Nahrungsmitteln lässt sich nicht an 2 Händen abzählen – nur ist die Menge nicht ausreichend. Neben Bodenschätzen bildet der Tourismus vor allem in den Gebieten rund um den Kilimandscharo, den Nationalparks und Sansibar weitere Einnahmequellen – jedoch bekommen die Einwohner nur einen Teil des Kuchens ab. Lobend zu erwähnen sind die hohen Nationalparkgebühren für Touristen in Tansania, auch wenn ich aufgrund derer nicht den Kilimandscharo besteigen konnte. Das ist dabei jedoch genau der Sinn – weniger Besucher, damit Naturschutzgebiete nicht zerstört werden, aber gleichzeitig hohe Einnahmen durch die hohen Preise. Meistens zahlt man für einen Tag im  Nationalpark 100 USD.

„Ein Zeichen setzten“ sollte die Regierung und jetzt tut sie es tatsächlich. Nachdem es lange danach aussah, dass Tansania nie von der Hauptstadt aus regiert werden würde, hat sich die Regierung doch dazu bewegt von Dar es Salaam nach Dodoma zu ziehen. Der Standort, an dem sich die Regierung aufhält hat zwar nur symbolische Bedeutung, doch lag es vielen Einwohnern am Herzen, dass die Regierungsbeamten auch in der Hauptstadt des Landes leben. Einerseits hilft dieser Schritt der Stadt Dodoma sicherlich ein wenig weiter, da sie so häufiger in den Fokus der Berichterstattung gerät. Allerdings ist diese Stadt, da sie nichts zu bieten hat, sehr unattraktiv für die Politiker  – zudem müssen diese, wenn sie ins Ausland zu beruflichen Terminen reisen, wieder nach Dar Es Salaam zurück und von dort aus mit dem Flugzeug ins Ausland.


Am Viktoriasee wird die Schattenseite der Globalisierung deutlich.


Im Nordwesten des Landes, an der Stadt Mwanza wird schon seit einiger Zeit die Schattenseite der Globalisierung deutlich. Erst wurde in den Viktoriasee der Nilbarsch eingesetzt, der alle andere Fischarten vernichtete und selber so groß und schwer wurde, dass er die Netze der traditionellen Fischer oft zerstörte. Selbst nach einem erfolgreichen Fang ist der Nilbarsch für die Einwohner aufgrund seiner Größe unmöglich zu räuchern. Dann kamen internationale Unternehmen, die einige der traditionellen Fischer zwar (unterbezahlt) beschäftigen, den erwirtschafteten Gewinn aber nicht in die Region reinvestieren und dazu den Fisch exportierten. Von einhergehenden Moskitoplagen bis hin zu Malaria, HIV, Korruption und Prostitution ist da noch gar nicht die Rede.

Die Bewohner Tansanias lassen sich all die Schwierigkeiten und Probleme überhaupt nicht anmerken, doch wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt, offenbart sich, dass das Land weit von der Situation entfernt ist, dass es jedem gut geht. Als Tourist schließen einen die Einwohner sofort ins Herz und stellen einem stolz ihr Land vor – ein Land, dem seine optimistischen, toleranten und fröhlichen Bürger, aufgrund der teils bedrohlichen Situation in seinen Nachbarländern, gut tun.

André, 02.05.2017

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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