Tansania

Die Koffer der Anderen

Im Flauschestuhl sitzend, gucke auf diesen Bildschirm. Schon wieder bin ich total überwältigt von dem Ausmaß meines Flatscreens, habe ich doch die letzten Wochen nur in die 2 Zoll Röhre meines Laptops geschaut. Der 10 Stunden Schlaf heute  hat mir richtig gut getan- ins Bett bin ich allerdings schon um 22 Uhr, da mein Körper schon das Gefühl hatte, es sei Mitternacht. Wobei das eigentlich gelogen ist. Nach der 17 stündigen Wartezeit im Flughafen von Nairobi und der insgesamt ungefähr 30 stündigen Rückreise weiß mein Körper gar nicht mehr, wie spät es ist. Er ist entweder wach oder schläft, alles andere ist ihm egal.

Nachdem ich den Blogeintrag über Mwanza und den Viktoriasee geschrieben habe, begann die große Langeweile. Ich habe versucht zu schlafen und dabei sehr viel Glück gehabt, denn ich habe eine Bank gefunden, bei der die Lehne zwischen zwei Sitzen gefehlt hat, sodass man sich auf die zwei Sitze legen konnte. Flux habe ich noch eine andere Bank herangeschoben und schon hätte ich eine akzeptable Liegefläche, wenn ich nicht 1,87m groß wäre. Im Verlauf der Stunden, gerade als ich mein Akkupack laden will, fällt am Flughafen drei Mal der Strom aus. Es ist komplett duster, bevor kurz danach die Notstromaggregate anfangen zu arbeiten.

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Die Fotoqualität wird auch immer schlechter. Nichtsdestotrotz: Tadaa! Meine Liegefläche!

Als ich versuche einzuschlafen, wünsche ich mir manchmal, dass der Strom doch bitte nochmal ausfallen kann – unter dem Zahnarztlicht kann man ja nicht einschlafen! Die Stunden gehen allerdings relativ schnell rum. Kurz bevor ich zu meinem Gate laufe, halte ich nochmal Ausschau nach einer Flasche Wasser. Meine Berechnungen haben ergeben, dass ich mein Budget exakt eingehalten habe. Ich habe einen Überschuss von 0,05€! Ich liebe diese deutsche Perfektion! Dieser Anblick der 5 Cent macht mich richtig glücklich. Nun aber habe ich doch noch einmal Durst und muss somit diesen malerischen, perfekten Anblick zerstören und mit meinem Budget ins Minus gehen. NEIN! -0,95€! Meine Planung ist dahin. Der Projektleiter wird entlassen! Ich bin kein Projektadler, ich bin nur ein jämmerlicher Hase, ohne Sinn fürs Praktische.

Bisher konnte ich mir eine Flasche Wasser immer für einen Euro oder einen Dollar kaufen. Jetzt habe ich noch zwei Euro in Münzenform in meinem Portemonait. Auf dem Weg zum Gate muss ich durch eine Sicherheitskontrolle. Ich gehe nach der Sicherheitskontrolle in einen Duty Free Shop und greife nach der Wasserflasche. An der Kasse reiht eine lange Schlange und ich entscheide mich, das Wasser in einem anderen Laden zu kaufen. Schließlich bin ich total übermüdet, durstig und ungeduldig. Ich laufe hunderte Meter von Laden zu Laden doch keiner ist in der Lage mir das Wechselgeld in Euro auszuzahlen. So laufe ich also doch wieder zurück zu dem Laden, den ich als erstes besucht habe. Ich warte an der langen Schlange und muss auch hier nach gefühlt 10 minütigem Warten feststellen, dass sie mir kein Rückgeld geben können. Ab jetzt werde ich zum Tier.

Zu geizig, um für das Wasser einfach 2 Euro zu zahlen oder als Rückgeld Dollar zu akzeptieren, wiege ich ab, wo ich noch hingehen könnte. Der Laden, in dem ich mir gestern Nachmittag Wasser gekauft habe fällt auch raus, weil ich dazu wieder durch die Sicherheitskontrolle muss. Frustriert laufe ich die Treppe hoch und versuche es beim Burgerladen. Ich frage nach, ob sie 2 Euro in zwei  1 Euro Stücke umtauschen können und sie verneinen, sie hätten nur genau ein einziges 1 Euro Stück. Ich verdurste. Glücklicherweise kostet das Wasser in dem Fast Food Restaurant auch nur einen Euro und so kann ich doch endlich mein Wasser kaufen.

Während meines Fluges nach Amsterdam habe ich eigentlich nur geschlafen oder gespeist. Ich hatte eine hervorragene Aussicht von meinem Fensterplatz aus und habe die nördlichen Gebirgszüge und die wüstenartigen Landschafen in Kenia  und später Äthiopien gesehen. Später konnte ich auch noch die Inseln Griechenlands von oben betrachten. Ich erinnere mich noch gut, wie mein Bruder und ich damals im Griechenland Urlaub Häuser skizziert und entworfen haben, die wir auf eine dieser Inseln bauen lassen wollten. Mit einem Einkaufszenter, damit man die Insel nie mehr verlassen muss, 5 Etagen und einem Fußballplatz, umrandet von einer Fahrradbahn.

Ich lande in Amsterdam und habe circa 90 minuten zum Umsteigen. Immer wieder stellt sich mir die Frage, ob mein Rucksack genauso schnell von Flugzeug zu Flugzeug eilt wie ich. Angekommen im stürmisch kalten Berlin, in dem ich auf einmal der einzige in kurzen Hosen bin, bestätigt sich die Befürchtung, dass es mein Rucksack nicht geschafft hat. Das Band kommt zum Stehen ohne, dass mein Rucksack auch nur einmal auf dem Band gelegen hat. Im Servicecenter werden meine Mutter und ich aber beruhigt. Der Rucksack sei in Amsterdam oder in Nairobi und werde mir morgen nach Hause geliefert. Und dazu bitte nen Cheeseburger und Pommes rot weiß, wenn sie schonmal auf dem Weg sind!

Kaum steigem wir an meiner Station aus, lauschen wir einer Berliner Großfamilie. Die zehn Kinder angeordnet wie die Orgelpfeifen marschieren mit ihren Eltern die Bahnhofstreppen herunter und ich höre wie die Mutti zu einem der Kinder sagt: „Samma, krabbelt da wat am Arsch?“, „Ne“, „Na dann nimm die Hand ausser Hose!“ Guten Abend Berlin! Es ist nicht unbedingt schön hier zu sein, aber ein wenig habe ich dich vermisst.

Ab jetzt kommen jeden Sonntag Einträge auf diesem Blog. Jedenfalls nehme ich mir das so vor. Natürlich hat meine Reise noch ein paar abschließende Worte verdient. Dazu werde ich euch bald auch noch zu dem Land Tansania ein paar grundlegende, dort erhaltene Informationen geben. Wenn das Tintenglas noch nicht alle order vertrocknet sein wird, dann werde ich auch noch meine Feder schwingen, um euch über die Reisemöglichkeiten, was Aufwand, Kosten oder Sehenswertes angeht, zu informieren. Über mein Leben abseits von meinen Reisen werde ich hier aber nicht schreiben. Da bin ich ehrlich genug zu mir selbst. Das würde ich mir ja selber nicht mal durchlesen wollen. Das ist und bleibt ein reiner Reiseblog. Schaut also ab und zu mal wieder rein. Es war mir ein Fest.

Vielen Dank fürs Lesen!

André, 19.03.2017 – auuuussss Beeeerrrliiiiiiin

 

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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