Tansania

Dodoma – die Hauptstadt, die keine ist

Auf Reisen macht man Fehler und auf Reisen gibt es Tage, wo nicht viel passiert. Heute ist der erste Tag auf diesem Trip, an dem ich das Gefühl habe, fast nichts erlebt zu haben. Es liegt nicht nur an der Umgebung, ob man was erlebt oder nicht, denn die Umgebung ist oft nur der Rahmen für die Sachen die man macht. Aber die Mona Lisa ist nun mal auch nicht in Lehm eingerahmt. Der Titel des letzten Eintrags „Die Hauptstadt ruft“ war ganz und gar übertrieben. „Die Hauptstadt krächzt“ wäre eine bessere Überschrift gewesen.

Ich habe selten so gut geschlafen. Und das obwohl ich in dem Zimmer keinen Ventilator und keine Klimaanlage habe. Selbst, als ich um 8:45 aufwache, ist die Luft angenehm kühl und der Himmel bewölkt. Ich esse Frühstück und überlege, ob ich aufgrund von so viel Zeit, die mir noch bleibt, meine Route nochmal grundlegend ändere. Das Ziel soll weiterhin Mwanza bleiben – schließlich fliegt von dort aus mein Flugzeug in Richtung Deutschland. Doch speziell dieser Tag sollte mich leeren, dass es durchaus Relevanz hat, wenn überall geschrieben steht: „In diesem Ort gibt es nicht viel zu sehen“. Alle Orte, abgesehen von Tabora, die zwischen Dodoma und Mwanza liegen, haben leider noch weniger  zu bieten als die Hauptstadt.

In meinem Reiseplan steht immer noch: Vielleicht mal in einem kleinen Dorf halten und übernachten. Aber wie und warum, wenn es dort keine Unterkünfte oder sonst was gibt. Klar kann die Vorstellung irgendwo in einem abgelegenen Dorf das Leben mitzuleben „romantisch“ sein. Allerdings nur unter einigen Voraussetzung, wie zum Beispiel die Fähigkeit Swahili sprechen zu können. Da ich dem nicht fähig bin habe ich den Gedanken meine Route nochmal spontan zu ändern, um mehr aus Tansania mitzunehmen.

Ich fahre also mit dem Taxi zum Busbahnhof und kaufe mir ein Ticket für morgen. Abfahrt um 6:30 – morgens. Seufz. Wohin es gehen wird verrate ich nicht. Danach setzt mich mein Taxifahrer im Zentrum der Stadt ab und ich mache einen kleinen Rundgang. Ich passiere Tempel, die Gaddafi-Moschee und eine Kirche. Dazwischen findet man heruntergekommene Baracken und Erdstraßen im Stadtzentrum. Dodoma ist teilweise ein Loch und nicht schön anzuschauen. Ich kann nachvollziehen, warum sich viele Regierungsbeamte dagegen weigern in diese Stadt zu ziehen. Es ist einfach nur ein Ort, wo viele Menschen leben, mehr nicht.

Auffällig wie auch schon in Thailand ist, dass die einzigen Gebäude, die prunkvoll und gut saniert aussehen, religiöse Einrichtungen sind. Auch wenn diese Gebäude vor langer Zeit und nicht auf Geheiß der Einheimischen gebaut wurden – warum sind es anscheinend immer noch die einzigen Gebäude, die jetzt noch instand gehalten werden? In Morogoro war die Kirche wesentlich bescheidener, aber der Nachbarschaft ging es wesentlich besser. Hier in Dodoma gibt es eine große Kirche mit eigenem Sicherheitspersonal und daneben hausen die Leute in ihren rudimentären Unterkünften. Den Zusammenhang hast du jetzt gerade geschlossen, nicht ich….

Nein, natürlich kann es nicht nur daran liegen, das wäre zu einfach, aber es ist mir aufgefallen. Ein starker Glaube braucht keine große Kirche.

Nachdem ich nach einer Stunde fertig bin mit der Stadtbesichtigung, lege ich mich an den Pool eines Hotels. Das Wetter meint es aber nicht gut mit mir heute und so nehme ich schnell das Taxi nach Hause, um so dem Regen zu entkommen. Zuhause helfen mir Mark Twain und transfermarkt.de die Zeit totzuschlagen.

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Immerhin treffe ich Bill Gates an der Rezeption.

Wie bereits gestern erwähnt, konnte ich einiges über die Lebensverhältnisse der Tansanier erfahren. Die Wache unserer Unterkunft verdient an einem 10 stündigen Arbeitstag 10.000 Schilling. Das klingt viel, entspricht umgerechnet aber nur 4,34€. Als Arzt im Krankenhaus bringt man es unter Umständen auf ein Gehalt von 1.000.000 Schilling im Monat, also auf 434 Schilling (ca. 22€ pro Arbeitstag). Das ist nicht schlecht, denn eine normale Unterkunft kostet hier ungefähr 200.000 Schilling pro Monat – so bleiben also noch 800.000 Schilling für Essen und den ganzen Rest übrig.

Nur sind die meisten leider keine Ärzte sondern Händler oder Bauern. Und wenn die Wache unserer Unterkunft gerade einmal 10.000 am Tag verdient, möchte ich mir nicht vorstellen, was ein Händler an einem schlechten Tag einstreicht. Die 200.000 für die Unterkunft kriegt er dabei garantiert nicht zusammen und so kommt es, dass viele in sehr alten, dreckigen und alten Hütten oder Häusern wohnen.

Die Regenzeit begann dieses Jahr sehr früh in Tansania, weswegen die Wiesen und Felder schon in einem satten Grün sprießten, als ich in Dodoma ankam. Meine Vermieterin versicherte mir, dass es zwei Monate zuvor noch ganz anders, und zwar braun, trocken und staubig aussah. Die Ernährungsversorgung in den Städten ist zwar auch nicht immer einfach, aber nicht unlösbar. Anders sieht es in den schlecht erreichbaren südlichen ländlichen Provinzen der Republik aus. Nicht selten gibt es hier eine starke Nahrungsmittelknappheit und die Regierung hat Probleme Hilfe zu schicken, da die Infrastruktur dafür nicht gegeben ist. Diese Informationen habe ich alle von meiner Vermieterin, die hier für ein halbes Jahr in einem Krankenhaus arbeitet und viel in Kontakt mit den Einheimischen steht. Zu 100% muss das jedoch nicht alles stimmen, aber es gewährt zu mindestens mir einen Überblick über die Lage.

Wo es morgen hingeht verrate ich wie gesagt noch nicht. Vielleicht kommt ja einer von euch drauf 😉

André, 08.03.2017- Dodoma

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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