Ab aufs afrikanische Festland
,,Schauen Sie zu Ihrer rechten Seite!“ sagt der Reiseführer ,,Sie sehen eines der durstigsten Lebewesen der Welt! Man erkennt es an dem riesigen Wasserausstoß, den es kontinuierlich an den Tag legt“
,,Darf ich den mal anfassen, Papa?“ fragt der kleine Timmy. ,,Na gut, aber sei vorsichtig, vor langer Zeit haben Forscher Bewegungen dieses Lebewesens registriert“
Nachdem mich der kleine Timmy lange genug betätschelt hat bin ich froh darüber, dass die Reisegruppe den Raum verlässt. Jetzt habe ich endlich Zeit, um meinen Blogeintrag zu schreiben.
Gestern bin ich leider nicht zum Schreiben gekommen, deswegen schreibe ich nun selbstverständlich über beide Tage. Nach einem anstrengenden Marsch bis zum Hafen, wurde ich auf ein Schiff Richtung Dar Es Salaam verwiesen. Mein Ticket hatte ich schon einen Tag vorher gekauft und so verbrachte ich einige Zeit in der Wartehalle. Bald sollte ich also zum ersten Mal in meinem Leben so richtig das afrikanische Festland betreten. Am Hafen von der Metropole, die rund 4 Millionen Leute umfasst, sollte auch schon mein Taxifahrer warten, der mich zu meiner Unterkunft, weit außerhalb von „Dar“ und inmitten in die afrikanische Wildnis, fahren sollte. Es kam anders.
Ich verließ das gut klimatisierte und äußerst moderne Schiff und ging in Richtung Ausgang des Hafens. Ich sah Taxifahrer,…viele Taxifahrer…und alle wollten was von mir. Leider sah ich keinen Taxifahrer, der einen Zettel mit meinem Namen in den Händen hielt. Es war schwer nach ihm zu suchen, während hundert andere Taxifahrer um einen herum ständig nachfragten, ob ich ein Taxi bräuchte.
Eine Sicherheitskraft nahm mich unter seine Fittiche und lotste mich zur Touristeninformationsstelle. Ich war also nicht mehr am vereinbarten Treffpunkt und somit auch nicht mehr zu finden für meinen persönlichen Taxifahrer. Sofort rieten mir die Officer doch ein anderes Taxi zu nehmen, aber dieses sollte doppelt so viel kosten, wie mein eigentliches Taxi. Ich telefonierte also eifrig umher und nach einer guten Stunde fand ich tatsächlich noch meinen persönlichen Taxifahrer.

Der Sicherheitskraft gab ich aufgrund seiner Hilfe und seiner Übersetzungen ein bisschen Trinkgeld und dann stieg ich ins Taxi in Richtung Wildnis. Nach dem wir 30 Minuten auf der Autobahn gefahren sind und 20 Minuten an der Tankstelle gewartet haben, bis wir tanken konnten, bogen wir ab und setzten über auf eine Erdstraße. Ab jetzt war an den Straßenrändern genau das zu sehen, was man sich vorstellt, wenn man nach Afrika fährt. Lehmhütten, Blechhütten, Märkte und eine Menge Sand. Frauen, die ihr Erworbenes auf dem Kopf tragen und Männer, die ihre Materialien mit Schubkarren die löchrigen Straßen hochschieben.
Nach einer guten Weile und einigen gewagten Manövern erreichten wir meine Unterkunft und ich wurde sofort freundlich willkommen geheißen. Mich erwarteten eine rudimentäre Unterkunft, ein sich um alles kümmernder Gastgeber und vier freundliche Briten, die auch auf Reisen waren. Nach einem guten Essen und dem Austausch von Erfahrungen ging es in das Bett. Meine erste Nacht ohne Klimaanlage oder Ventilator. Wie es war, ist den ersten Zeilen dieses Blogeintrags zu entnehmen.
In der Nacht kühlte es jedoch etwas runter und so konnte ich doch ganz gut schlafen, obwohl mein Raum nur aus zwei Betten, einer Lichtquelle, einer Steckdose und Moskitonetzen besteht. Die Wände sind aus Lehm und das Dach aus Kokosnussbaumblättern.
Der Hahn weckt mich. Aber nur kurz, denn ich schlafe weiter. Heute fahre ich nach Bagamoyo. Nach dem Frühstück nehme ich das Taxi in Richtung Busstation. Mein Vermieter „Eazy“ setzt mich in den richtigen Bus und dieser fährt mich für einen Euro circa 40 Kilometer weit. Die Luxusklasse hatte ich dabei nicht gebucht, aber das war mir auch schon vorher bewusst und egal. Alle 50 Meter hält der Bus an und lässt Leute ein und aussteigen. Nur über wenige Abschnitte fährt der Bus ohne jeglichen Halt und macht somit seine Kilometer.
Angekommen in Bagamoyo, einem Fischerort, der eine deutsche Vergangenheit hat, wartete ich auf meinen Guide – ein Freund von Eazy. Doch wieder mal waren an dem vereinbarten Treffpunkt nur andere Taxifahrer zu sehen. Ich hatte jedoch seine Nummer und so tat mir einer der Taxifahrer vor Ort den Gefallen, meinen Guide anzurufen und mich zu ihm nach Hause zu fahren. Das Vertrauen was ich ihm gab hat sich ausgezahlt. Wirklich klug war die Aktion von mir aber nicht gerade.
Zuhause angekommen bei meinem Guide, gab ich ihm ein paar Seile, die mir Eazy mitgegeben hatte. Diese benötigte mein Guide „Wasape“, um seine Trommeln zu bauen. Wasape ist Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger und ist durchaus bekannt in diesem Ort. Heute wurde er mehr als 20 Mal von irgendwelchen Leuten gegrüßt und angesprochen. Sein Traum ist es, seine beliebten Songs in Dar Es Salaam aufzunehmen und sie hier zu verkaufen.
Wasape zeigte mir seinen Ort, den wir hauptsächlich mit dem Fahrrad erkundeten. Zu sehen gab es eine von deutschen Kolonialisten gebaute Befestigung und eine Kirche. Den Fischmarkt haben wir zwar nicht besucht, aber wir konnten ihn riechen. Wir sind durch den Ort gefahren und hielten immer mal wieder, um hier und da zu plaudern. Natürlich nicht ohne, dass mir ein paar Produkte, die zum Verkauf standen, gezeigt wurden.
Zu Wasapes Freunden gehören zwei Rastafari-Brüder, die im Hinterhof einer Bar ihren Garten haben, in dem Basilikum, Pfefferminze, Pfeffer, Ananas und vielleicht auch Gras wächst. Einer seiner Brüder spricht Deutsch, obwohl er nur für 6 Monate in Deutschland war. Das ist schon die zweite Begegnung mit einem Tansanier, der nur für kurze Zeit in Deutschland war, aber sehr anständig Deutsch spricht. Meinen Respekt hat er.
Nachdem mir Wasape und ein Kumpel was vorgesungen und vorgerappt haben (leider kann ich hier keine Videos hochladen) nahm ich wieder den Bus zurück zu meiner Unterkunft. Diesmal war der Bus knüppeldicke voll und ich erinnerte mich, wie gemütlich ich vor 5 Stunden im Bus nach Bagamoyo saß. Ich wusste nicht so recht, wann „Mbuyuni“, die Station, an der ich aussteigen musste, kommt, jedoch halfen mir die Einheimischen und informierten den Busfahrer darüber, wo ich aussteigen musste.
Allgemein sind die Tansanier ein total freundliches Volk. Sie sind so zuvorkommend. Man muss sich vorstellen, dass ich der einzige Weiße weit und breit bin. Die Blicke die ich bekomme und das sind viele, sind nur sehr selten skeptisch und größtenteils sehr freundlich. Oft werde ich gegrüßt, oder mir wird die Hand gereicht. Die Leute wissen, dass ich viel Geld habe, sind aber nicht neidisch auf mich. Komisch erscheint es da, dass gewisse und zu viele Leute in Deutschland einen Neid gegen immigrierte Leute, auch aus Tansania entwickeln, die allerdings viel weniger Geld haben. Ich bin froh, dass ich hier nicht so willkommen werde, wie viele Schwarze in Deutschland.
Kurz nachdem die Dunkelheit eingebrochen ist erreiche ich wieder meine Unterkunft. Das Tuk-Tuk hatte spürbar mehr Probleme mit der löchrigen Erdstraße, als das Taxi einen Tag zuvor, jedoch brachte es mich auch ans Ziel. Nach einem Essen und lustigen Gesprächen schwitze ich reichlich, während ich den Blogeintrag in meinem Bett schreibe. Jetzt geht es in die Heia und morgen nach Morogoro. Ich stinke.
03.03.2017, André – Eazy´s Place im Nirgendwo


One Comment
Pingback: