Tansania

Der Sklavenmarkt von Sansibar

Gibt es etwas Schöneres, als den Tag mit dem anzufangen, was man sich vorgenommen hat? Ich denke nicht, wenn das Vorhaben daran besteht sich an den Strand zu legen. Auf der Suche nach etwas Schönerem wird man garantiert nicht an einen Sonnenbrand denken, den ich auch gleich mal unregelmäßig am Körper verteilt bekommen habe. Es sollte das einzige negative Erlebnis am Tag bleiben.

Während meine Mitbewohnerinnen weiter am Strand die Abstinenz deutscher Hektik genossen, bin ich total deutsch schon mal zum Hafen und habe mir das Fährenticket nach Dar es Salaam für Morgen im Voraus gekauft. Das war allerdings auch ganz gut so, denn mit der 20 minütigen Wartezeit zur Erstellung meines Tickets hätte ich nicht gerechnet. Egal wo man sich umsieht oder wartet: Es kommt immer jemand auf einen zu und fragt wie es einem geht, wie man heißt und woher man kommt. Selten geschieht das allerdings nur aus reiner Freundlichkeit, denn oftmals steckt dahinter der nachvollziehbare Versuch an ein bisschen Geld zu kommen.

Nachdem wir uns dann nochmal alle gemeinsam am Strand und am Swimmingpool eines Hotels herumgewälzt haben ging es nach Hause. Erstmal ausruhen. Hauptsächlich von der Sonne.

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Der interessante Part begann dann nach der Pause. Wir haben uns nämlich wie auch schon gestern erwähnt, vorgenommen, den alten Sklavenmarkt zu besichtigen. Ein Guide war im Eintrittspreis mit drin und so haben wir vieles von dem vermittelten Wissen behalten können. Grundlegend geht man als Europäer (vor allem als Deutscher) mit Demut in solche Gebäudekomplexe. In diesem Fall waren es aber die Europäer, um genauer zu sein die Briten (Satz nicht mehr lange richtig), die den Sklavenmarkt abgeschafft haben. Man vergisst sehr häufig, dass leider nicht nur die Europäer mit Sklaven gehandelt haben. Hauptabnehmer dieses Sklavenmarktes waren Kunden aus dem Orient.

Auch die Informationstafeln waren hier sehr gut geschrieben und so viel mir eine Stelle besonders auf: Eine Frau wurde von einem Mann versklavt. Die Frau konnte aber beweisen, dass sie keine Sklaven ist oder sein darf und somit wurde ihr Recht gesprochen und der Mann mit einer Strafe belegt. Die Frau bekam ein bisschen von der Geldstrafe als Entschädigung wieder und wurde gefragt, was sie sich mit dem Geld kaufen möchte. Sie antwortete: Einen Sklaven.

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Dort wo früher Sklaven ausgepeitscht und misshandelt wurden, steht heute die anglikanische Kirche von Sansibar Stadt. Heute war sie wieder mal der Treffpunkt für eine Menge von Einwohnern dieser Stadt. Ich durfte glücklicherweise teilhaben an dieser Gottespredigt, die mit wunderschönen Gesängen untermalt wurde. Auch als Nicht-Gläubiger wird einem da bewusst, welch ein Rückhalt eine Gemeinschaft und der gemeinsame Glaube an etwas sein kann. Schön anzusehen waren auch die Kleider, die die afrikanischen Frauen trugen, die dem Gottesdienst beiwohnten.

Als die Sonne uns dann so langsam gut genug geröntgt hat, nahmen wir getrennte Wege. Die Sonne ging wie jeden Tag im Westen unter und wir gingen zu dritt in ein einheimisches Restaurant, wo wir auch schon am Morgen gegessen haben. Die Preise waren so günstig, ich konnte mir sogar einen Ananas-Bananenshake erlauben. Und das für gerade einmal 1,30€.

 

Vor meiner Unterkunft habe ich dann noch meinen Vermieter Albert getroffen, der mir auch von seiner Deutschlandreise erzählte. Außerdem hat er vor dieses Jahr wieder nach Deutschland zu fliegen und dann über die Schweiz nach Italien zu hitchhiken. Er meinte, Berlin wäre ihm zu groß und zu hektisch gewesen. Also habe ich ihm herzlich Italien und dessen Küche empfohlen. Dort wird es Albert vielleicht sogar noch besser gehen, als in Deutschland. Festzuhalten gilt aber auch, dass Albert nur einer von wenigen ist, die sich einen jährlichen Urlaub in entfernte Gebiete leisten können. Denn das Geld reicht bei vielen hier gerade einmal für den Lebensunterhalt.

Nach der blutigen Revolution in den 60´er Jahren wurden die Häuser der Stone Town an die Leute der Arbeiterklasse verteilt. Eine Entscheidung, die sehr gutmütig und einmalig klingt. Die Leute beleben bis heute die Stone Town und machen sie zu dem Platz, der er heute ist. Allerdings hatte diese Entscheidung zur Folge, dass die Arbeiterklasse weder genug Geld oder Kenntnisse darüber hatte, wie man sein Haus aufrechterhält. Und so erinnern einen die Gebäude nur noch daran, dass sie einst in einem sehr guten Zustand waren. In Realität sind es mittlerweile heruntergekommene Häuser, teilweise ohne Fensterscheiben oder Strom und Wasser.

Nun werde ich mich aber wieder hinlegen und versuchen zu schlafen. Ein Ventilatorn und eine Klimaanlage machen mir das Einschlafen deutlich leichter. Der Gedanke daran, dass viele in der Hitze schlafen müssen, geplagt von Moskitos macht das Einschlafen komplizierter. Immerhin hat mir Albert versichert, dass Schwarze Mückenstiche nicht wirklich spüren und dass sie auch nicht jucken – solange sie nicht zu groß werden – beruhigend.

Das nächste Mal mit der Außenwelt werde ich nicht konfrontiert, wenn ich die Tür zum Frühstück verlasse, sondern wenn ich um 4 Uhr morgens von Lautsprecherlärm geweckt werde. Dadurch, dass ganz Sansibar islamisch geprägt ist, schallt hier vier Mal am Tag, jeweils zu den Betzeiten ein höllischer Lärm durch die Fenster oder Fensterrahmen dieser Stadt. Einmal davon nachts um vier. Was aus den Lautsprechern kommt kann ich nicht sagen, aber es wird eine Art Betsausruf  oder Gebetsbegleitung sein. Allahu Agbar ist das Einzige was ich dem Schall entnehmen kann.

 

André, 01.03.2017 – Sansibar

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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