Tansania

Die Musik aus Morogoro

Der Weg beginnt morgens von den abgelegenen Hütten meiner Unterkunft und endet nachmittags, 250 Kilometer weiter, in der Stadt Morogoro. Vor mir liegen einige Taxifahrten und eine fünf-stündige Busfahrt. Gegen 15 Uhr komme ich an meinem Ziel an und es gab keine Probleme. Alles lief glatt. Nicht einmal ein Haufen Taxifahrer, die versuchen, mich von ihrem Taxi zu überzeugen.  Da stimmt doch etwas nicht…

Doch, das stimmt alles so, denn ich entferne mich so langsam von den touristischen Gegenden und betrete Orte, an denen sich außer mir nur sehr wenige Weiße aufhalten. Somit sind hier weniger Leute auf das Geschäft mit Touristen ausgerichtet. Doch eine Geschichte sollte man immer der Reihe nach erzählen:

So sitzt Sam also neben mir im Taxi in Richtung Dar Es Salaam. Sam, ein Brite, der auch zu Gast bei Eazy, meinem Vermieter war, fliegt heute in die Stadt Tanga, im Nord-Osten von Tansania. Wir haben gerade ausgecheckt. Unser Taxifahrer bringt mich zuerst zum Busbahnhof und Sam später zum Flughafen. Heute ist es vor allem gegen 10 Uhr besonders heiß, und so kleben wir zum Teil mit unseren kurzen Sommerhosen und zum Teil mit unserer Haut auf der ledernden Rückbank des Tuck Tucks. Die Kosten für die Taxifahrt belaufen sich auf 15.000 Schilling und ein paar Hautfetzen meines Oberschenkels.

„PENG!“…gerade sage ich Sam „tschüss“, da knallt es laut über die Straße. Wir schauen uns um und sehen, dass an einem der Strommasten Rauch aufsteigt. Die Sicherung hat es wohl völlig zerfetzt. Das Leben auf der Straße geht dennoch weiter. Das Ereignis gerade, hat so ungefähr niemanden interessiert.

Ich werde in den Bus gesetzt. Auf mich wartet eine etwa 5 stündige Fahrt in Richtung Westen. Der Bus ist zwar voll und huckelt über die speed bumps, dennoch ist es nicht ungemütlich oder unangenehm. Meine Taktik, nicht zu duschen, damit ich den Schweiß und Dreck der anderen nicht rieche, geht ziemlich gut auf. Dennoch freue ich mich, als ich mit Hilfe meines Sitznachbarn an der richtigen Station rausgelassen werde und mit dem Taxi zu meiner Unterkunft fahre, in der es eine Dusche gibt.

Besitzer dieser Unterkunft ist eine weiße Frau namens Lisa, die einen Mann aus Tansania geheiratet hat und jetzt zusammen mit ihm, vier Kindern und fünf Hunden in dem ansehnlichen Anwesen wohnt. Ich komme im Gästezimmer, beziehungsweise Haus unter und ruhe mich erst einmal aus.

Eigentlich will ich nur was Essen gehen, nachdem ich mich wieder ein bisschen in meinem Zimmer erholt habe. Das erste Mal stoppe ich allerdings schon nach 50 Metern, als mir die fünf Hunde entgegenspringen und sich darum zoffen, wer als erstes von mir gestreichelt wird. Kurz danach kommt eine Tochter der beiden Gastgeber zu mir und lässt mich auch mal ein paar Seifenblasen pusten. Weder ich noch sie kriegen es hin aus der Seife tatsächlich Blasen zu machen, dazu ist der Wind zu stark.

Ich verlasse meine Unterkunft und befinde mich auf einer rot-braunen Erdstraße. Auf einer großen Wiese sehe ich viele Jugendliche Fußball spielen. Ein paar Meter weiter höre ich laute Musik aus einer Kirche. Ich stelle mich daneben und lausche der Weltmusik, die die Big Band vom Feinsten gibt. Bestimmt 15 Minuten stehe ich da und betrachte die grünen Berge und die rote Straße, während ich immer noch der Musik zuhöre. An der Stadt Morogoro grenzen einige äußerst ansehnliche Berge, genannt die „Uluguru Berge“.

Kurz bevor ich mich auf dem Weg zum Restaurant mache, kommt ein junger Mann aus der Kirche und lädt mich mit in  die Kirche oder religiöse Einrichtung ein. Ich kann mein Glück kaum fassen und sage natürlich zu. Drinnen erwarten mich um die 15 Sängerinnen und Sänger, ein Schlagzeuger, Gitarrist, ein Keyboarder und ein Bassist! Ich setze mich auf eine der Holzbänke und höre der wunderschönen und echt talentierten Vorstellung zu. Heute ist die Generalprobe und morgen findet der große Auftritt statt, zudem ich herzlich eingeladen werde. Natürlich nehme ich das Angebot an, schließlich fasziniert mich diese Art von Musik total.

Am Ende bin ich an der Reihe. Ich soll mich ein bisschen vorstellen. Gesagt getan, gehe ich nach vorne, stelle ich mich vor und werde netterweise von einem der Bandmitglieder übersetzt. Die Tansanier schauen mit großen Augen zu mir und freuen sich sehr über meinen zufälligen Besuch. Vor allem die Frontsängerin mit ihrer Wahnsinnsstimme ist total begeistert, davon, dass ich aus Berlin komme. Schließlich ist Berlins Musikszene nicht ganz unbekannt in Tansania. Mein Freund Eazy ist total begeistert von ,,Seeed“ und ,,Peter Fox“.

Zur Krönung des Tages werde ich ohne große Worte in das Team der Big Band aufgenommen. Obwohl ich die Band vor einer Stunde noch nicht einmal kannte, war ich jetzt stolz wie Bolle, Teil dieses Teams zu sein. Auch wenn nur eher so als Fan. Aber was solls, ich kann ziemlich laut klatschen und breit Grinsen, das muss reichen für morgen!

Viel später als geplant komme ich in meinem Restaurant an und esse nach einigen Tagen mal wieder europäisch. Ich probiere eine Salami-Pizza, für die das Restaurant im ganzen Ort bekannt ist. Ob die Pizza aufgrund ihrer Qualität oder ihrer Trockenheit so bekannt ist, ist mir immer noch unschlüssig, aber einen Versuch war es wert. Aufgrund der Dunkelheit entschließe ich mich ein Taxi zu nehmen. Zwar ist es ein bisschen komisch nach dem Sonnenuntergang so viel Misstrauen zu entwickeln, wenn man bedenkt, dass all die Leute hier so nett sind, aber ich sollte auch nicht zu leichtfertig werden. Ein Schurke unter einer Million netter Leute reicht, um mich irgendwo in der Savanne auszusetzen.

Morgen, um 10 Uhr morgens werde ich also wie geplant zu dem Konzert gehen und meinen Teammitgliedern die Daumen drücken. Wie es war, erzähle ich euch morgen.

 

Über Feedback würde ich mich sehr freuen. Sollen die Blogeinträge eher witziger sein, soll mehr informatives über die jeweiligen Regionen drin stehen oder soll ich das, wie heute, in der Art eines Live-Tagebuchs gestalten? Schreibt mir gerne, was euch am besten gefällt!

Liebe Grüße,

André, 04.03.2017 – Morogoro

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

Kommentar verfassen

Translate »
%d Bloggern gefällt das: