Nigeria

Nigeria #3 – Zelturlaub im Fußballstadion

Wir waren gerade zu einem Salsa Abend im Hilton Hotel, da erreichte mich die Nachricht, dass unser Camping-Ausflug im Stadion der Fußballnationalmannschaft stattfinden würde. Meine Hoffnungen auf einen Tag in freier Natur hatten sich damit zerschlagen. Deprimiert schleppte ich mich aus dem Saal, legte mich auf eine der Poolliegen und rief meinen besten Freund an, um meinen Frust loszuwerden.  „Nichts geht hier in Nigeria! Die Sicherheitslage ist so angespannt, dass wir im Hilton feiern und im Stadion campen – wie dekadent!“ polterte ich ins Telefon. Wie ich vor 10 Jahren reagiert hätte, hätte mich jemand gefragt in einem Stadion zu zelten, fragte mich Lucas und mir wurde klar: Hey, das kann eigentlich ganz cool werden! Und tatsächlich: Das wurde es auch! Doch lest selbst!


Ankunft am Zeltplatz

Wie ihr schon wisst, bereiste ich Nigeria zusammen mit der Familie einer guten kamerunischen Freundin. Und wenn man mit einer kamerunischen Familie zu einem nigerianischen Zelt-Ausflug fährt, dann, das hatte ich mittlerweile gelernt, muss man sich keine Illusionen über die Zeitangaben machen. Als es schon stockduster war und wir endlich am Gelände ankamen, waren die Zelte noch gar nicht da.

Anders als im Hilton angenommen sollten wir diese dann auch nicht im Inneren einer Fußball Arena aufschlagen, sondern auf dessen weiträumigen, Olympiapark-ähnlichen Gelände. Wie es genau aussah, konnte ich aufgrund der Dunkelheit jedoch nicht beobachten. Doch meine Füße spürten feuchten Rasen, es roch nach Wasser und irgendwo quakte eine Gans.

Der Ausflug wurde von einer nigerianischen Salsa-Gruppe organisiert, die in den folgenden Minuten mehrere Zelte aus dem Boden stampfte, einen Grillstand anschleppte und gleichzeitig schon erste Tanzkurse anbot. Der Aufwand war wirklich beachtlich, gefühlt gab es fünf Personen die einzig und allein für die Organisation des Abends verantwortlich waren: Als Köche und Grillmeister, Tanzlehrer und Ingenieure. Doch was isst man eigentlich beim Zelten in Nigeria?


Was grillt man in Nigeria?

Kochbananen und Geflügel werden gewürzt.

Die Hauptspeisen waren gegrilltes Geflügel und Kochbananen, über dem Lagerfeuer zubereitete Yams und dazu ganz viel Pepe, die nationale Chilimischung, die einem Europäer jede noch so teure Zahnprophylaxe wegätzt. Ich war natürlich ganz schlau und hatte mir am Tag vorher einen festen Mozzarella Block im Supermarkt gekauft, den ich schon gülden-schimmernd zwischen zwei Scheiben Fladenbrot in meinen Mund wandern sah. Die Realität war: Der Mozzarella zerfloss hilflos im siedenden Öl, ließ einzig braune Bröckel zurück. Halb so schlimm, denn das Fladenbrot hatte ich eh zuhause vergessen. In der Nähe des Grills hatte ich nun also nichts mehr zu suchen, Zeit, dass ich mich dort umsah, wo die Musik herkam.


Lagerfeuer & Co: Der Abend

Es schien zwei verschiedene dance floors zu geben, einer mit ambienter nigerianischer Musik, der andere erst mit Salsa, dann mit kamerunischen Tanzchoreografien. Die Gemeinsamkeit war, dass überall getrunken wurde. Es gab Limbo, Karaoke (auch hier mit Vorliebe zu herzzerreißenden Balladen) und Kartenspiele. Und so hatten wir alle einen richtig schönen Abend mit lieben Leuten, von den wir bis zum Schluss zwar nicht die Namen kannten, dafür aber eine Menge Spaß hatten.

Deux Oeufs Spaghetti, der momentane Top-Hit in Kamerun lässt die Nigerianer nur Zuschauen. Zu dem Lied und dem Kult-Snack habe ich bereits einen Kamerun in Kurz Beitrag geschrieben, den ihr hier finden könnt.

Aufwachen im Zelt

Unsere Zelt-Reisegruppe

Am nächsten Morgen wurde ich gegen sechs von dem heulenden Motor eines Rasenmähers geweckt, der mir gefühlt gerade meinen Drei-Tage-Bart zurechtstutzte. So sehr ich ihn in dem Moment verfluchte, es war der Weckruf zur richtigen Zeit. Denn schon wenige Stunden später sollte es so heiß sein, dass ich nur bei Regungslosigkeit im Schatten nicht sofort in Schweißattacken ausbrach. Den Verrückten, die ohne Aussicht auf eine Dusche bei diesen Temperaturen Morgensport betrieben, konnte ich nur einen entgeisterten Blick entgegnen.

Uns wurde noch schnell ein Omelette Sandwich im Fladenbrot serviert (wo kam das denn auf einmal noch her?!) und als wir fertig gegessen hatten stießen wir uns auf, stopften unsere Decken in eine große Plastiktüte, verabschiedeten uns und fuhren nach Hause zurück.


Der Zelt-„Urlaub“ war damit vorbei. Wart ihr schon einmal in Afrika Zelten? Wenn ja wo und was sind eure einprägsamsten Erfahrungen aus dieser Zeit? Lasst es mich hier in den Kommentaren wissen!

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Wer schreibt hier?

Ich bin André, lebe beruflich in Kamerun und liebe alle Arten von Abenteuerreisen. Auf Wohinnoch? erkunde ich mit euch die Welt, schreibe Erfahrungen wieder und gebe euch Reisetipps. Wenn diese Worte nicht meine letzten an dich sein sollen, kannst du meinen Blog abonnieren und mir auf Instagram folgen.

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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