Nigeria

Nigeria #1 – Ankunft im Real Estate Abuja

„Warum ausgerechnet nach Abuja?“ war die häufigste Frage, die mir vor meiner einwöchigen Urlaubsreise gestellt wurde. Die Antwort war simpel: Freunde besuchen. Die leuchtenden Wasserfälle, Vulkankrater und Wolkenkratzer würden dann schon von allein kommen. Doch leider hatte ich keinerlei Vorstellung von Nigeria in diesen Tagen. Die Sicherheitslage, die sich seit der Wirtschaftskrise weiter verschlechtert hat, versperrte mir so einige Türen in und um Abuja. Da stellt sich doch die Frage: Habe ich ein Talent teure Flugtickets in touristisch unattraktive Orte zu buchen? Die Antwort ist kompliziert. Folgt aber in den nächsten Einträgen.

Ein Panorama von Abuja

Meine Anreise

Meine Anreise erfolgte aus Kamerun. Ich schwebte für die Länge eines Fußballspiels über dem dicken Wolkenteppich des westkamerunischen Hochplateaus und landete dann sanft auf nigerianischem Boden. Die Visakontrolle war ungewohnt unkompliziert und kollegial – ohne verdunkelte Plexiglasscheiben, Gesicht-Scans und Fingerabdrücke. Dafür aber auch mit der Bitte um ein paar Dollar, für den privaten Gebrauch.

Nachdem ich diese Hürde noch elegant umkurvt hatte, erwartete mich schon die Nächste: Für meine gute kamerunische Freundin, die ich auf dieser Reise besuchte, hatte ich eine Kühlbox voll mit eisgekühltem Fisch und Maniokstäben mitgebracht. Da Kameruner frischen Barsch auf weite Distanz wittern können, erregte diese Kiste bereits in Yaoundé die Aufmerksamkeit des Zolls. Genauer gesagt die der Gepäckträger, die laut eigener Aussage eng mit dem Zoll zusammenarbeiteten. Nachdem ich dort noch aufgrund von persönlichen Kontakten dem Bezahlen eines Schmiergelds entkommen bin, stellte sich die Situation am nigerianischen Flughafen als etwas aushilfsloser dar. Zuallererst musste ich den neugierigen Beamten erklären was „Batons de Maniok“ sind – undenkbar in Kamerun! Und dann waren sie sich auch schnell einig, dass ich heute Nacht am Flughafen schlafen würde, sollte meine Brieftasche keine positiven Überraschungen offenbaren. Ich verließ, sagen wir es so, erleichtert das Flughafengelände.

Die Fahrt vom Flughafen ins Stadtzentrum war ungewohnt. Ungewohnt geräumig. Abuja wurde 1991 als Planstadt mit Prestigecharakter errichtet und hat auf ihren Hauptachsen dementsprechend ausgebaute Straßen. Aufgrund dieses Baumbooms war Abuja lange sogar die am schnellsten wachsende Stadt der Welt. Mittlerweile wohnen hier mehr als drei Millionen Menschen, die meisten in den einfachen Vororten, die wenigsten in den exklusiven „Estates“.

Das schöne Leben in einem Estate

Das Konzept eines Estates, in den ich soeben durch einen Militärkontrollpunkt einbog, war mir bis zu meiner Reise nach Abuja fremd. Nun sah ich sie überall. Weil die wirkliche Welt zu unsicher ist, stampfen ausländische Firmen, die Armee oder sonstige Organisationen mit zu viel Budget einen kompletten Bezirk für ihre Mitarbeiter und andere Wohlhabende aus dem Boden, den sie dann auf eigene Kosten absichern, mit Soldaten und Stacheldraht. In diesen Blasen kann man dann meditative Nachtspaziergänge machen, seinen Rasen mähen und Bratwurst essen.

Hier, bei der Nigerian Air Force ist auch meine kamerunische Gastgeberin untergebracht – in einem copy-paste Reihenhaus aus einer amerikanischen Sitcom. Es ist schon ein verrücktes Leben als Expat – du lebst in einem Land, in dem du dich nicht sicher fühlst und bist so beschäftigt mit Arbeit, dass du eine Haushälterin brauchst.

Am Ende bleibt nicht viel Raum für persönliche Entfaltung, das merkte ich direkt bei meiner Ankunft. Wenn ich das Viertel verlassen wollte (und das wollte ich recht schnell), machte ich das nur mit einem persönlichen Fahrer. Dieser lud mich dann an einem weiteren gesicherten Ort ab und so hangelte ich mich von der einen zur nächsten Blase. Ich fühlte mich wie mit fünfzehn, als ich noch meinen Muttizettel vorzeigen musste, wenn ein Konzert nach 22 Uhr endete.

„Warum ausgerechnet Abuja?“ Diese künstliche, ungleiche Stadt? Viel scheint hier ja nicht zu gehen. Allerdings ist die Wahrheit doch wieder nicht so negativ. Es gibt durchaus einige Dinge die ich in dieser einen Woche erlebt habe. Zum Beispiel war ich das erste Mal in Afrika zelten. Und wusstet ihr, dass Abuja die größte Kirche der Welt beherbergt? Im nächsten Blogeintrag werdet ihr es erfahren und damit meiner Ausgangsfrage weiter auf den Grund gehen…

Wer schreibt hier?

Ich bin André, lebe beruflich in Kamerun und liebe alle Arten von Abenteuerreisen. Auf Wohinnoch? erkunde ich mit euch die Welt, schreibe Erfahrungen wieder und gebe euch Reisetipps. Wenn diese Worte nicht meine letzten an dich sein sollen, kannst du meinen Blog abonnieren und mir auf Instagram folgen.

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

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