Australien

Perspektive Nummer 2

Halli hallöchen Hallodrianis, stellt eure Antennen auf Empfang und setzt die Lesebrillen auf, denn gleich geht’s los hier. Zuerst einmal: Alles Gute nachträglich zum Geburtstag Omi !!!!!!!!!!!!!!!!! 🙂
Jetzt denkt ihr euch wahrscheinlich: Wie? Was?! Zwei Blogeinträge in zwei Wochen?! Das kann doch nicht wirklich sein Ernst sein! Aber Doch. Und um euch das zu beweisen habe ich einen kleinen Text vorbereitet.

 
Die wichtigste Frage beim Textschreiben ist ja gewöhnlich: Wovon schreibe ich? Auf Büchern wird meist hinten drauf geschrieben, was so ungefähr passiert. So bekommt man einen Überblick und weiß was Sache ist. Bei Erörterungen und Präsentationen soll man ja immer mit dem aktuellen Bezug anfangen, den Leser auf das Thema vorbereiten. Dabei weiß jeder gescheite Deutsch-LK’ler: als Geheimwaffe (Notfallplan, etc.) gibt’s das Zitat.

 
Um euch das alles zu ersparen werd ich jetzt einfach mal Klartext schreiben: Hier wird Klartext geschrieben und zwar von den letzten 3 Monaten: Für die einen wird das zu ausführlich und für die anderen zu ungenau geschrieben sein, aber auf jeden Fall werde ich versuchen, das genau mittlere Mittelmaß zu finden. Hier also ein Teil meines Teils der Geschichte.

 

 

Es ist also November und André und ich sind auf Jobsuche. Zuerst ein wenig Farmarbeit im wunderschönen Gatton. Um es kurz zu machen: Ganz großer…Blödsinn. Danach wussten wir wenigstens: Nie wieder auf Leistung bezahlen lassen und niemals das Handy am Feldrand liegen lassen. Im Nachhinein ist das aber schon recht witzig. (Auch wenn wir uns geschworen hatten nie darüber lachen zu können).

 
Nächster Zwischenstopp ist also in Brisbane. Das ist direkt neben Gatton (100km entfernt), bloß halt an der Küste. Ein Wunder, dass wir es beim ersten Versuch durch die verschlungenen Straßenverwuchtungen zum Campingplatz geschafft haben. An diesem Punkt ein dickes Lob an meinen Navigator. Ich habe einen Job als Spendensammler für das Rote Kreuz/Oxfam (googled das ruhig 😉   ) und André verkauft Serviceangebote vom Mechaniker. Alles in allem schaffen wir es, uns über Wasser zu halten: trotz der wuchigen Rego. (Haftpflichtversicherung, etc.)

 
Leider währt das junge Glück nur kurz: Wir Verlieren beide unseren Job. In der Zwischenzeit hatte ich jedoch das Angebot bekommen, bei der gleichen Marketing-Agentur einen Internetanbieter zu vertreten. So zogen wir nach Redbank-Plains. (Das ist im tiefen Westen Brisbanes) Sehr günstig und sehr luxoriös wohnen wir bei einer netten Dame (Paula (58)) und füllen unseren Geldbeutel…. laaaaaaaaangsam. Die Arbeitssuche auf so beschränktem Gebiet ist nicht erfolgreich, weshalb André nach gutem Überlegen beschließt, nach Stanthorpe zu gehen. Seinen Rest der Geschichte kennt ihr ja schon. Also kommt jetzt

 

MEIN TEIL:
Mein Teil ist sehr spannend, birgt viele Wendungen, Lebensweisheiten und spannende Erlebnisse. Er hat es also in sich. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall weiter zu lesen und den abbonier-Button zu klicken.
Ich bin also in diesem Haus. Das ist einstöckig, hat Fenster, Räume und alles was dazu gehört. Fernseher, Toilette und Küche. Da kann man es sich schonmal gut gehen lassen. Dem hauseigenen W-LAN lässt sich viel abgewinnen. Vor allem jedoch die kostenlose Mitgliedschaft bei Netflix. Das heißt “Ganze Serien und Filme auf Knopfdruck und nur für sie.” Ich würde ja die ganzen Serien und Filme, die ich geguckt habe, aufzählen. Es wären aber viel zu viele. Jetzt aber zum eigentlich wichtigen Teil: der Arbeit.
Was darf man sich darunter vorstellen, als Salesman zu arbeiten?
Um diese Frage zu beantworten, werde ich meinen Vortrag in 3 Teile untergliedern.

 
1. Der Alltag eines Salesman
2. Die Herausforderungen und Ziele eines Salesman
3. Die Arbeitsweise, das Team und die Einstellung eines Salesman
Zum Abschluss werde ich meine Erfahrungen zu einem Fazit zusammenfassen, in welchem im darlege, was ich für mich gelernt habe.

 

1. Der Alltag eines Salesman
Für gewöhnlich steht man als Salesman zu allererst auf. Dann macht man sich Frühstück und putzt sich die Zähne. Danach geht es auf zur Arbeit. Manche Salesman benutzen dabei ihr Auto, andere hingegen die öffentlichen Verkehrsmittel. Auf Arbeit angekommen geht es dann auch schon weiter. Man muss Flyer auf den Tisch legen, an Leute verteilen, den Service verkaufen, Leute anquatschen, Aufmerksamkeit erregen, unauffällig wirken (wenn die Center-Leitung vorbeikommt), nach der Center-Leitung Ausschau halten und mit anderen Salesman plaudern. Dabei gilt es: Eigentlich ist alles erlaubt, solange man Spaß hat und sich nicht von den Verantwortlichen dabei erwischen lässt. Zum Mittag kauft man sich Mittag und nach ca 7 Stunden hat man Schluss. Das hört sich alles ziemlich simpel an, ein paar Spielregeln gibt es aber leider doch.

 

2. Herausforderungen und Ziele eines Salesman
Es ist sehr offentsichtlich, dass der Beruf Salesman den Kapitalismus prägt. Nun weiß man, dass die Hauptziele eines Unternehemens im Kapitalismus: Wachstum, Wachstum und Wachstum sind. Um das zu erreichen wird eine besondere Technik ganz besonders zelebriert. Das Ziele-Setzen. Jeder Salesman hat Ziele: Wie er sich steigern möchte, welche Belohnung er sich gönnen wird und welche Strafe er sonst bekommt. Dabei gibt es langfristige (wie sich die Abteilung entwickeln soll), mittelfristige (wie man selbst weiter aufsteigen will) und kurzfristige (wie sehr man sich in dieser Woche/heute steigern will) Ziele. Im Endeffekt geht es darum, dass jeder versucht, seine Verkaufszahlen zu erhöhen. Das sind die Ziele. Um die zu erreichen kann man natürlich kleinere Ziele stecken, die dann nochmal unterteilt werden, Punkt Punkt Punkt. Im Endeffekt kommt es aber darauf an, wie man verkauft. Dabei darf es auf keinen Fall daran scheitern, Leute anzusprechen. Und genau das ist die größte Herauforderung am Anfang. Kurz gefragt: Wie einfach ist es, einen wildfremden Menschen anzusprechen und ihn für deine Sache zu gewinnen?

 

3. Die Arbeitsweise, das Team und die Einstellung eines Salesman
Ja genau, das ist garnicht einfach. Das ist stressig und kostet vor allem am Anfang viel Überwindung. Wenn die erste Woche dann aber erstmal geschafft ist, fängt man an, sich daran zu gewöhnen. Man stumpft sozusagen ab. Es ist halt nichts besonderes mehr Leute anzuquatschen und das letzte “nein!” hat man auch schon wieder vergessen. Und genau hier ist auch wieder ein Knackpunkt: hier spielen das Team und die Einstellung des Salesman eine große Rolle. Wer ständig Ablehnung erfährt, der wird irgendwann demotiviert, eingeschnappt, wütend oder was auch immer. Das heißt irgendwie muss die Stimmung hochgehalten werden, ganz nach dem Prinzip: Bessere Laune -> besserer Eindruck beim Kunden -> mehr Verkäufe -> mehr Geld  -> bessere Laune. Um in diesen Kreislauf reinzukommen, wird jeden Morgen im Büro das gesamte Team versammelt, eine Motivationsrede geschwungen und sich gegenseitig angespornt. (wie bei der Zielsetzung) Ein wenig hat das Ähnlichkeit mit der Vorbereitung eines Boxers auf seinen großen Kampf. Erstaunlicher Weise funktioniert das auch. Das motivieren zumindest. Was die speziellen Methoden und Tricks angeht, einen Kunden zum Kauf zu bewegen, bekommt man als Anfänger in der Regel einen “Kurs”. Das heißt jeden Morgen vor der Motivationsrede 20 Minuten Schule. Und niemals die Musik zu leise lassen! So geht es den ganzen Tag lang weiter: Versuche deine Stimmung oben zu halten, dich selbst zu motivieren. Das lässt sich übrigens auch gut mit dem Tagesablauf unter erstens kombinieren. Aufmerksamkeit erregen lässt sich super durch: Blödsinn , tanzen, … erreichen; alles Dinge, die auch Spaß machen und lustig sein können. (Stellt euch vor ihr seht ein paar Typen von der Telekom im Shoppingcenter und die liefern sich eine (“Essens”-) Schlacht mit Bonbons und tanzen zur Radiomusik der Centerlautsprecher)

 

3.1 Fazit
Was mir klar geworden ist: Der Beruf Salesman ist kein Zuckerschlecken, aber deshalb kann man auch was für sich mitnehmen. Gute Arbeitsmoral (auch wenn man sich die am Anfang erst einreden muss) verbessert das Ergebnis. Damit meine ich nicht nur das Ergebnis der Arbeit an sich, sondern auch das persönliche Wohlbefinden nach der Arbeit, vor der Arbeit und dabei. Da passt finde ich ein Zitat von Konfuzius ziemlich gut: “Ohne Spaß kein Fun.” Aber im Ernst, kein studieren ohne probieren würd ich da mal sagen. 😉

 

Ich arbeite und André arbeitet. Dann ist der 04.Februar. André arbeitet immer noch, aber ich habe frei. Das ist nun nicht ungewöhnlich, weil ich immer 3 Tage die Woche nicht arbeiten darf. Leider werde ich auch keinen weiteren Arbeitstag für diese Marketing-Agentur haben. Warum? Ich bekommen einen Anruf von meinem Teamleiter (cooler Typ) und er erklärt mir, dass die Kampagne für den Internetanbieter vorbei ist und wir nun wieder für die Wohlfahrten arbeiten werden. Für mich heißt das aber: Mindestens 1 ½ Stunden Arbeitsweg, jeden Tag halb fünf aufstehen und zehn Uhr Abends zurück kommen. (genau diese Situation hatte André nämlich auch) Dabei hätte ich auch weniger Geld bekommen, also war mir klar: ich brauche einen anderen Job.

 
Schnell im Interwebs gesucht, die Seiten abgerattert und Bewerbungen verschickt. Eine Antwort bekomme ich nach 10 Minuten: Farmarbeit in Caboolture, das ist ca 200km von mir entfernt, also ziemlich nah. Die Bedingung: Ich muss harte Arbeit abkönnen und morgen anfangen. Das ist sehr gut und schlecht gleichzeitig. Auf der einen Seite verspricht der Job viele Stunden, den Mindestlohn von 21 Dollar/Stunde (sehr sehr gut) und passt perfekt in unseren Zeitplan. Andererseits muss ich all meine Arbeitssachen in das Büro bringen und das ganze Zeugs wieder in den Van packen. Ich muss also innerhalb von 15 Stunden meinen Job kündigen, Umziehen und im 200km entfernten Örtchen einziehen. Gesagt getan schaffe ich es am nächsten Tag in Caboolture mit meiner Arbeit anzufangen. Ich wohne in einem kleinen Haus mit 3 anderen Backpackern: 1 Brite und 2 Deutsche.

 
Die Arbeit auf der Farm sieht wie folgt aus: Wir haben einen kleinen Buggy, sowas, womit man sich beim Golfen immer umherkutschieren lässt, bloß im Bauarbeiter-Stil. Wir haben Schaufeln, nen Hammer, nen Strick und Eisenpfähle. Wir waren dafür zuständig, die Beete zum Erdbeeranbau vorzubereiten. Da hat man Reihen an Erde, die mit Plastik überstülpt sind, um die Erdbeeren vor den Witterungsbedingungen zu schützen. Die Enden dieser Reihen sind jedoch unordentlich und nicht stabil. Das war unsere Aufgabe: Die Enden auf eine Linie zu bringen und einzubuddeln. Und ja, wir hatten 10-Stunden Tage und Arbeit für knapp 2 ½ Wochen. Da kann man sich fast vorstellen, wie groß die Felder waren.

 
Das Leben in der Unterkunft war recht bescheiden. Die Betten hingen durch, die Dusche war mit Duckt-Tape “repariert” und in der Wand der Toilette wohnte eine Maus. Von Kakerlaken will ich hier garnicht erst anfangen. 😉 Trotzdem war die Zeit dort ziemlich entspannt. Mit der täglichen Runde Monopoly und den kulinarischen Ausflügen der Gemeinschaftsküche konnte ich mich echt anfreunden.

 
Nach 3 Wochen war dann aber doch die Zeit gekommen. Es war Zeit, das Haus zu verlassen. Nach putzen, staubwischen, abwaschen und saubermachen aller Art musste ich mich bei meiner Unterkunft verabschieden. Der Schmerz war aber nicht sooooo groß, denn von da an gings endlich wieder ans Reisen! Noosa, Fraser und was demnächst nicht alles noch kommen wird: Das sind gute Aussichten.

 

20.03.2016 – Airlie Beach, Lucas

Wohinnoch? ist ein Reiseblog, in dem wir mit ausgiebig Zeit die weniger beachteten Orte dieser Welt besuchen.

Kommentar verfassen

Translate »
%d