Die Nächte in Australien
Dunkelheit. Die Landschaft ergibt sich der Schwärze. Stille. Die Ruhe vor dem Sturm. Angst. Angst davor, die Sonne nie wieder zu sehen. Ein Blutbad ergießt sich über die Nacht und wenn der Morgen graut bleiben nur widerwertige Kadaver zurück. Wir wollen nicht auch zu den Opfern zählen, doch die Sonne verschwindet schon hinter den Hügeln. Von viel zu vielen Toten wurde schon berichtet, die durch die gnadenlos hohe Aufopferungsbereitschaft der Attentäter ausgelöst wird. Und nun sind wir dran.
Es ist 19:01 und die Finsternis offenbart angespannte, zur Konzentration zusammengekniffende Augen. Wir ergreifen die einzige Schutzmaßnahme, die uns übrig bleibt. Wir fahren mit 30 Kilometern die Stunde auf dem Highway. Anschläge verüben ist für die Harakirikommandeure ein Kinderspiel und so wird dieser Highway zu einer Spielstraße. Wir versuchen in das Dunkel ein wenig Licht zu bringen, doch diese Entscheidung war der größte Fehler, den wir machen konnten.
Wie auf einen Pistolenschuss, wie auf ein vereinbartes Kommando kommen sie zu tausenden auf uns zu. Sie haben uns eingeengt. Wie Arminius einst Varus flankierte, so geraten auch wir in die Falle. Ohne Kontrolle und nahezu magisch angezogen vom Licht, rasen und springen die Terroristen vor unser Auto. Alea iacta est.
Die Rede ist von Kängurus.
Vorab: Uns geht es bestens. Die kleine Geschichte entspringt aus den Erzählungen anderer Backpacker und könnte sich, vielleicht nicht ganz so blutig tatsächlich ereignen, wenn wir uns dazu entscheiden sollten nachts auf einer Landstraße zu fahren. Wie erwähnt kommen Kängurus nachts auf die Idee vor jedes Auto zu springen, weil sie anscheinend von Lichtquellen, wie zum Beispiel Scheinwerfern, angezogen werden. Uns wurde schon von Highways berichtet, an deren Straßenrand immens viele, nicht ganz lebendige Kängurus lagen, um es mal so zu formulieren.
Ja, das wollt ich nur mal so am Rande erwähnen. Wenn man aufpasst und langsam fährt passiert immerhin uns beiden nichts, aber das erklärt unter anderem, warum die Beuteltiere hier nicht sonderlich beliebt sind.
Kurzer Lagebericht: Wir sind in Yamba, wo auch das gleichnamige Telekommunikationsunternehmen seinen Ursprung hat. Ganz recht, hier werden die nervigsten Klingeltöne unter grausamsten Arbeitsbedingungen von zusammgepferchten Jingle-und Songwritern, Komponisten und Programmierern verfasst und aufgenommen.
Die letzten Tage waren wir damit beschäftigt bei anhaltendem Regen und dichtem Nebel durch den ,,Dorrigo Nationalpark“ zu stapfen. Ganz besonders kam der Skywalk mit Panoramaaussicht bei dem dichten Wasserdampf zur Geltung. Auch hier kommen bald ein paar Piktoretten. ^^ Es war aber interessant auch mal das Hinterland von Australiens Ostküste zu betrachten, dass bei Dorrigo von den Kolonisten den Namen ,,New England“ bekommen hat. Wir wissen jetzt wieso.
Momentan sind wir nach langer Zeltplatzabstinenz mal wieder auf einem Campground und schauen, dass wir vielleicht sogar mal Couchsurfen, wenn uns denn jemand tatsächlich in seine Bude lassen sollte.
Arbeits- sowie Gitarrentechnisch sind wir hier noch nicht wirklich weiter gekommen. Während sich die Suche nach einem Farmjob bisher nur auf eine ,,Gumtree“-Anzeige beschränkt und bald durch persönliche Anfragen ausgeweitet wird, sind wir bei der Suche nach einer Gitarré vielleicht ein wenig knauserig. Letztens hat uns ein Musikladen-Mitarbeiter ausgelacht, weil wir meinten unser Budget geht bis fünfzig australische Dollar. Wie recht der Mann mit diesem Lachanfall doch hatte.
Unser Plan wird nun sein, die nächsten Tage nach Byron Bay hochzufahren, um dort Farmer zu fragen, ob wir mal an ihre Melonen dürfen. Selbstverständlich nicht metaphorisch gesehen. 😉
Die bisherige Route werden wir auch in nächster Zeit mal hier per Bild veröffentlichen.
Als dann,
liebe Grüße an alle daheim!
euer André
