Unser erster Job
Nach etwas längerer Zeit melde ich mich wieder zurück, um ein wenig zu berichten, wie die letzten Tagen gelaufen sind. Vor mittlerweile acht Tagen haben wir all unseren Mut zusammengenommen und sind von einer, von einem französischen Pärchen empfohlenen Plattform, acht Meter in die Tiefe gesprungen. Selbstredend mit Wasser unter uns, das speziell mir den Sprung dennoch nicht leichter gemacht hat. Wir haben die ganze Aktion natürlich auch aufgenommen, leider rennt aber kurz vor Lucas´ Sprung eine besonders breiter Türsteher vor die Linse. Das Video wird dann selbstverständlich in acht Monaten mit üblicher Prahlerei vorgeführt 😉
Unserer Ankündigung, einen Job anzunehmen, sind wir pflichtgetreu nachgekommen. Der per SMS offerierte Sales-Job war dann aber nicht etwa eine Anstellung an der Kasse, sondern ein Vertreter-Job, indem wir vom Staat unterstützte Studiengänge demografisch schwächeren Leuten schmackhaft machen sollten. Falls sie ablehnen, sollten wir noch ganz geduldig nachfragen, ob sie schon einmal dran gedacht haben Solarzellen auf ihrem Haus zu installieren. Sehr merkwürdig war das Ganze jedenfalls schon und diese dubiose Arbeitsofferte könnte auch schon für sich stehen, wenn da nicht der Inder ,,Kautuk“ gewesen wäre, der die nächsten Tage unser Chef sein sollte.
Er als alter Hase, sozusagen als ,,Klopfer“, hat uns dann direkt in seine Überzeugungskünste eingeweiht und gezeigt, wie man am effektivsten Geschäfte an fremden Haustüren macht. Angefangen mit einem leicht indisch akzentuiertem ,,Hiluuuuu!“ und beendet mit einem lässig gesprochenem, aber leicht verzweifeltem ,,No worries”, verliefen die meisten Gespräche eher enttäuschend. Man kann dem Job jedoch zugute halten, dass er uns in die Wohnungen der australischen Bewohner gebracht hat und wir unsere Englischkenntnisse um wichtige Wortphrasen wie ,,government founded“ oder ,,(Helluuuu!,…Helluuuuu!?)“ erweitern konnten.
Die Tatsache, dass wir nach drei Tagen aufgrund mangelhafter Resultate entlassen wurden, nahmen wir weniger schockiert hin, als der Landstraßenraser Kautuk vielleicht angenommen hatte. Unser Ziel war es ohnehin nur maximal zwei Wochen für ihn zu arbeiten. Wir haben in den drei Tagen jeweils 250 australische Dollar verdient und auch ausgezahlt gekriegt, was bis zuletzt nicht sicher für uns war. Dieses Budget entspricht in etwa elf Tagen für uns. Und nebenbei konnte wir auch noch einige Kontakte knüpfen.
So ist es Lucas jedenfalls gelungen, nach mehrmaliger Flucht aus den australischen Vorgärten, aufgrund von starker Wachhundpräsenz, einen Deutsch-Australier im letzten Haus, an dem er am letzten Tag klopfen sollte, ausfindig zu machen. Der 16-jährige, sehr gut Deutsch sprechende, überaus gastfreundliche und erstaunlich gut kochende Australier Samuel, stellte uns dann nach Anfrage eine Couch in seiner schönen Bude zur Verfügung. Unser Gastgeschenk sollte ein Sixpack ,,Becks” sein, welches im Übrigen 18 Dollar gekostet hat. Leider trinkt Samuel noch kein Bier, was er ja auch noch nicht einmal darf. Den Abend verbrachten wir dann damit, uns spannende Geschichten über die gefährlichen Tiere des ,,Down ziemlich Anders“ und Samuels beknackte Schule, anzuhören.
Nach diesem absoluten Jackpot, was eine kostenlose Übernachtung angeht, sind wir dann weiter in Richtung Nimbin gefahren. In diesem Dorf tritt der Hippie-Kult sogar noch stärker auf, als in der Touristen-Hochburg Byron am gleichnamigen Bay, zumal dort auch der eigentlich streng illegale Grasverkauf- und Konsum etwas lockerer gesehen wird.
Unsere Route verlief auf Rat von Samuel und seinem Bruder Frederik weiter zum Mount Warning, den wir am Montag noch vor Sonnenaufgang erklummen haben, um dann als erste Personen auf dem australischen Festland den Tag begrüßen zu können. Lediglich eine französische Familie, die wir auf halber Strecke eingeholt haben, kam leicht verspätet an. Man kann ja über Franzosen sagen was man will, aber völlig klischeefrei betrachtet sind sie nun mal einfach extrem langsam. Das nachts um drei Uhr aufstehen und 4 Kilometer einen 1100 Meter hohen Berg hochwandern kam jedenfalls voll auf seine Kosten, zumal wir gegen Mittag in das ,,Kiva-Spa“ gegangen sind, um es uns mal so richtig gut gehen zu lassen. Wurde auch echt mal wieder nötig, wir bekommen schon Stressfalten vom ganzen Urlaub 😉
Soweit die Neuigkeiten der letzten Tage. Mittlerweile sind wir wieder auf unserem stinkigen Resting Area in unmittelbarer Umgebung zu Byron Bay gelandet, um dort morgen unser Auto mal wieder etwas genauser unter die Lupe zu nehmen und weiterhin nach Farmjobs Ausschau zu halten.
Von der Sonne verstrahlt lächelnd und viel zu enthusiastisch winkend,
euer André
21.10.2015

