Ab ins Working Hostel
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Es gibt einige Neuigkeiten zu erzählen, die vielleicht ganz praktisch sind zu wissen. Lucas und ich haben uns heute getrennt und reisen nun separat weiter.
Dass das gerade nicht stimmt ist selbsverständlich klar, aber da ist dann doch mehr Wahrheit dran als gedacht. Folgendes ist passiert: Ich wache eines Tages auf (gestern) und stelle fest, dass mein Postfach knüppeldicke voll ist (eine E-Mail). Und Hermes brachte mir eine Mail eines Farmers, der uns stündlich bezahlte Arbeit und 40-50Stunden die Woche anbietet. Genau das worauf wir immer gewartet haben! Total euphorisch gucke ich was das für ein Farmer ist und stelle fest, dass die Mail von einem Working Hostel aus Stanthorpe kommt. Dieses Working Hostel hat miese Bewertungen von völlig wütenden und enttäuschten Backpackern. Da läuft einem schon eine Mitleidsträne den Nacken runter, wenn man liest wie Leute da abgezockt werden.
Dementsprechend gebremst war also die Erwartungshaltung. Was sich aber gleich herausgestellt hat: Lucas arbeitet noch für Telstra als Sales-Man und hat dort durch einen große Gefallen des Managements überhaupt die Möglichkeit bekommen, den Job noch weiter zu machen. Und da kann er jetzt nicht mal so kurz auf knapp aufhören. Außerdem würde er natürlich auch eine Arbeitsbestätigung erhalten, die bei einem kurzfristigen Abhauen mit Sicherheit nicht ausgehändigt werden würde.
Außerdem ist das Risiko, dass das mit dem Working Hostel in die Hose geht auch nicht gering. Schließlich zahlt man schon am Anfang 200$ pro Person für jede Woche, die man dort ist und dann muss man eigentlich den Rest dem Schicksal überlassen, denn trotz offeriertem Stundenlohn sollen sich auch schon Hostelleiter dazu bewogen haben, das Ganze dann doch mal zu ändern und einen ganz wo anders einzuteilen.
Gewarnt bin ich also, aber machen kann man da gegen dann nichts, weil wir Backpacker sind. Natürlich kann man auf seine Rechte als Arbeiter pochen, nur dann kann einen der Chef nicht mehr leiden und man fliegt halt eine Woche später raus (ganz zufällig).
Der Plan also: Ich versuche mein Glück im Working Hostel (das kann ja auch das totale Gückslos sein – gutes Geld für harte Arbeit) während Lucas erstmal in Brisbane bleibt und je nachdem wie es läuft und wie es sich machen lässt in einer Woche oder einem Monat nachkommt, oder wir uns in zwei Monaten wiedertreffen. Dementsprechend traurig war irgendwie der kurzfristige Abschied – Sachen am Abend gepackt und dann hat mich netterweise unsere Vermieterin Paula, zu dem Working Hostel, welches immerhin 200 Kilometer von Brisbane entfernt liegt, hingefahren.
Momentan sitze ich also auf einem Hochbett in einem Sechsbettzimmer, durfte schon Bekanntschaft mit den hier arbeitenden Backpackern machen und muss sagen, dass bisher alles unerwartet gut läuft. Hier arbeitet anscheinend jeder auf Stundenlohn (was heißt, dass ich nicht irgendwie auf Leistung abgestuft werden kann) und bei der zugeteilten Farm habe ich wohl auch Glück gehabt, weil man da am meisten arbeiten kann. Dazu ist das Hostel seit Weihnachten gerade mal zur Hälfte ausgefüllt, was heißt, dass hier irgendwann auch noch Lucas Platz finden würde.
Der Fakt, dass die Backpackerinnen in meinem Zimmer gerade ihren letzten Tag hier haben und morgen nach 3 Monaten abreisen, beruhigt auch ein wenig mein Gemüt, da es zeigt, dass es sich hier wohl aushalten lässt, was ich jetzt auf das Gehalt und das Management beziehe.
Tja was tut man nicht alles, um endlich das nötige Geld zu verdienen.
Aber wiedertreffen und weiterreisen werden wir auf jeden Fall. Morgen ist auch erst einmal mein erster Tag und ich werde sehe, wie ich mich auf der Apfelfarm, beim Apfel ausdünnen schlage. Die Drohungen der Farmer, man solle schneller arbeiten, sonst fliegt man raus, sollen wohl auch nur leere Hülsen sein. Herauskitzeln will ich es nicht.
Um 6 holt uns morgen der Bus ab und fährt uns auf die Farm. Es ist schon nochmal was ganz neues, so ganz allein in Australien unterwegs zu sein. Nur hier lernt man natürlich auch wieder neue Leute kennen, die alle im selben Boot sitzen.
Das letzte Mal, als wir vor einer Farmarbeit einen Blogeintrag gepostet haben, ging danach vieles sehr in die Hose. Ich erinnere an die Zwiebelfarm und an den Trecker. Ich hoffe diesmal wird es wesentlich besser laufen und der Stundenlohn ist ja jetzt eigentlich auch sicher 🙂
Nun denn,
ich hoffe ihr alle hattet schöne Weihnachten und habt noch einen guten Rutsch!
schöne Grüße (diesmal auch an Lucas ;))
27.12.2015, André
