Auf den Spuren der Moguln
Ein starkes Ruckeln. Drei, vier Mal, dann schuffelt die Eisenbahn los. Die Sonne geht auf und wir verlassen Delhi. Der Zug fährt in eine, im Vergleich zu Delhi, Kleinstadt. „Lediglich“ 1.3 Millionen Einwohner leben in der ehemaligen Hauptstadt der Großmoguln. Agra bildet zusammen mit
Stromausfall. Ich sitze im Zimmer und das Licht und der Ventilator gehen aus.
Agra bildet zusammen mit Jaipur und Delhi das goldene Dreieck. Der Hauptgrund Agra zu besichtigen ist mit großer Sicherheit das Taj Mahal – jene Liebeserklärung vom „Herrscher der Welt“ – Shan Jahan – an seine Frau. Diese Liebeserklärung fasziniert seit jeher ihre Besucher. Mein kluger Reiseführer weist darauf hin, dass der „Herrscher der Welt“ weitere 72 Gattinnen hatte und mit acht von ihnen Kinder. Doch hier, unterhalb der Kuppel des Taj Mahals liegt seine „Lieblingsfrau“ Mumtaz Mahal begraben.
Das Taj Mahal und seine Anlage ist ein wunderschönes, komplett symetrisch gehaltenes Mausoleum, welches zwar die Sterblichen begräbt, selbst aber für die Ewigkeit halten soll. Die weißen Marmorsteine harmonieren perfekt mit der aufgehenden Sonne und spiegeln sich malerisch im Wasser der Brunnen. In dem wir einem Rundgang folgen, können wir alle Seiten und auch das Innere des Wunders bestaunen.
Jetzt, wo es steht, ist dieses Bauwerk ein reiner Genuss. Es ist schön, es einfach nur anzuschauen. Wir bemerken freudig, dass die Sehenswürdigkeit touristisch nicht überlaufen ist. Jedenfalls nicht um sechs Uhr früh am Morgen. Die Anlage ist so groß und weit, dass man an fast keiner Stelle drängeln muss, oder hinter einem schon die Leute warten, um auch mal ein Foto machen zu können.
Ich frage Lucas: „Stell dir vor, so ganz theoretisch, Merkel gewinnt die nächste Bundestagswahl…“. So weit so realistisch. „und kurz darauf stirbt ihr Gatte. Stell dir vor, sie plant ein riesiges Mausoleum für ihn zu errichten, welches sich nur durch eine Steuererhöhung finanziert lässt.“ Zum Glück ist das nicht möglich, jedoch zeigt das den Prozess, den die umliegenden Dörfer erfahren haben, als das Taj Mahal noch Quark im Schaufenster war.
Der Sohn des Erbauers Shan Jahan´s machte sich genau diese ausgelöste Unzufriedenheit im Volk zunutze und stürzte den Thron seines Vaters. Shan Jahan wurde daraufhin für einige Jahre im roten Fort von Agra gefangen gehalten. Die Stadt Agra bietet nämlich nicht nur das Taj Mahal. Auch hier gibt es ein rotes Fort, ähnlich dem in Delhi. Wieder baut es sich in einem sandigen, rauen rot vor einem auf. Mir gefallen die Farben, sowie die Muster sehr, die in dieser Epoche maßgeblich für solch pompöse Bauten benutzt wurden. Wie gerne würde man 400 Jahre in der Zeit zurückreisen und den Menschen, Elefanten und Eseln dabei zu sehen, wie sie diese Gebäude erbauen.
Vom roten Fort gucken wir runter auf den angrenzenden Fluss „Yaruma“. Eine tote Kuh wird vom Fluss weggespült. Uns winken Kinder und fragen nach Wasser. Wir haben nur eine Flasche mit und brauchen diese noch für den Tag, doch das Geben von Wasser und Essen ist immer der Geldspende vorzuziehen. Selbst wenn ein Kind nicht Teil einer Machenschaft ist, die die Kinder auf die Straße schickt und betteln lässt, werden die Eltern dieses Kindes nach einer Geldspende schnell umdenken, ob das Kind in die Schule oder doch eher auf die Straße gehen soll, um nach noch mehr Geld zu betteln. Essen und Trinken hilft dagegen sofort und hat nur einen Nutzen für das Kind.
Agra gefällt mir besser als Delhi, da es nicht so voll und eng überall ist. Doch auch hier muss man sich vor Schleppern und Betrügern vorsehen. Die Gefahr dabei ist es nicht entführt zu werden oder gar als Geisel zu enden. Man kommt sich überhaupt nicht bedroht vor, sondern hat das Gefühl einer großen Sicherheit. Die Gefahr besteht darin, dass man an Händlern, Tuk-Tuk -Fahrern und sogar Kellnern viel zu viel Geld verliert. „Das Geschäft“ ist allgegenwertig. „Ja“ kann man doch eh nicht immer sagen, denn ansonsten fahren wir den ganzen Tag mit dem Tuk Tuk vom roten Fort zum Taj Mahal und wieder zurück.
André
Der Strom ist übrigens immer noch aus und es wird wärmer und wärmer im Zimmer unserer Unterkunft



One Comment
sbkurz
Hat dies auf Persophonie: Kultur-Geschichte rebloggt und kommentierte:
Wenn ich es recht sehe, sind heute wieder die Moguln dran. Nur bekommen Sie dieses Mal einen Beitrag von einem anderen Blog zu lesen. Ich finde, der hier ist ganz flott geschrieben und vor allem mit vielen schönen Bildern bestückt. Zu Schah Dshahan und seinem unrühmlichen Ende liefere ich Ihnen auch noch einen Beitrag – sobald ich es schaffe. Für heute aber erst einmal viel Vergnügen mit diesem Reisebeitrag!